"Döner-Morde" deutsches Unwort 2011

"Döner-Morde" deutsches Unwort 2011
Im Vorjahr sei "der rassistische Tenor des Ausdrucks" deutlich geworden, begründete die Jury. Auch "Gutmensch" wurde verurteilt.

Der jahrelang für die Neonazi-Mordserie benutzte Begriff "Döner-Morde" ist in Deutschland zum Unwort des Jahres 2011 gewählt worden. Der Ausdruck stehe dafür, "dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert wurde", erklärte die Jury. Weitere Unwörter des Jahres waren "Gutmensch" und "marktkonforme Demokratie".

Die Bezeichnung "Döner-Morde" habe über Jahre hinweg die Wahrnehmung vieler Menschen und gesellschaftlicher Institutionen "in verhängnisvoller Weise beeinflusst", erklärte die Jury. Im Jahr 2011 sei dann "der rassistische Tenor des Ausdrucks" in vollem Umfang deutlich geworden. "Mit der sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung einer rechts-terroristischen Mordserie" würden die Opfer in höchstem Maße diskriminiert, "indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden", kritisierte die Jury.

Die jahrelang unentdeckt gebliebene Terrorzelle soll zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine Polizistin ermordet haben. Außerdem werden der Gruppe zwei Sprengstoffanschläge in Köln 2001 und 2004 mit insgesamt 23 Verletzten sowie eine Serie von Banküberfällen zur Last gelegt.

Verhöhnung

Die Bezeichnung " Gutmensch" ist nach Ansicht der Jury ein Unwort, weil damit "das ethische Ideal des `guten Menschen` in hämischer Weise" aufgegriffen werde, "um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren."

Der Ausdruck "marktkonforme Demokratie" steht der Jury zufolge für "eine höchst unzulässige Relativierung des Prinzips, demzufolge Demokratie eine absolute Norm ist, die mit dem Anspruch von Konformität mit welcher Instanz auch immer unvereinbar ist." Die Bezeichnung geht auf eine Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel zurück, wonach Wege zu finden seien, "wie die parlamentarische Mitbestimmung so gestaltet wird, dass sie trotzdem auch marktkonform ist".

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