Diplomatischer Showdown in Dubai

Diplomatischer Showdown in Dubai
Beamte sondieren im Emirat, ob der angeklagte Arzt aus Bad Ischl zu seiner kranken Frau darf. Eine Lösung ist in Sicht.

In Dubai betreten derzeit zwei Mitarbeiter des Außenministeriums diplomatisches Neuland. Elisabeth Ellison-Kramer, die Rechtshilfe-Chefin, und ihr Kollege Fritz Stift, Leiter der Nahost-Abteilung, sind in dem Wüstenstaat auf einer heiklen Mission: Sie verhandeln derzeit, ob und unter welchen Umständen Eugen Adelsmayr, der wegen Mordes angeklagte Mediziner aus Bad Ischl, für kurze Zeit seine schwer kranke Frau in Österreich besuchen darf.

Bereits am Sonntag stand der bislang wichtigste Gesprächstermin an: Scheich Maktum bin Mohammed bin Rashid al Maktum, der zweithöchste Politiker des Emirats, zeigte den Diplomaten eine "neue Möglichkeit auf", erzählt der Sprecher des Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal. In den nächsten Tagen findet das finale Gespräch statt. Mehr wird zum jetzigen Zeitpunkt aus taktischen Gründen nicht verraten.

Anfang Juli erhob die Dubaier Staatsanwaltschaft Mordanklage gegen den 52-Jährigen. Dem Primar in einer Intensivstation wird angelastet, einen Patienten falsch behandelt und ihm nicht geholfen zu haben. Eine Verurteilung bringt Adelsmayr, der alles vehement bestreitet, im mildesten Fall eine dreijährige Haftstrafe, im schlimmsten Fall droht ihm der Tod durch Erschießen. Im Außenministerium wurde der Fall ob der Strafdrohung als "heikel" eingestuft.

Anfang August, nach der zweiten Prozessrunde, kam eine tragische Komponente hinzu: Die Frau des Oberösterreichers brach zusammen. Eine schwerwiegende und fortschreitende Krankheit wurde diagnostiziert. "Ich muss jetzt dringend heim. Es zählt jede Minute", sagt Adelsmayr - nach langem Zögern auch öffentlich.

Seit Samstag sind die Diplomaten am Zug, um Adelsmayr eine temporäre Ausreise zu ermöglichen. Den Boden hierfür bereiteten hohe Politiker, Beamte und Auslandsösterreicher auf.

"Verständnis"

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Außenminister Michael Spindelegger führte bereits Gespräche. Bundespräsident Heinz Fischer erklärte Adelsmayr in einem persönlichen Appell an den Emir zu einem "humanitären Notfall". "Wir haben bei der Vielzahl von Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass es Verständnis für die humanitäre Situation gibt", sagt Juristin Ellison. "Eine Lösung für beide Seiten" sei das Ziel ihrer Mission.

Genau das misslang im Vorfeld. Die Dubaier Justiz hatte eine "Garantie" Österreichs verlangt, den Bad Ischler wieder auszuliefern. Der Deal platzte aus rechtlichen Gründen, weil die Republik keine Staatsbürger ausliefern darf.

Das Außenministerium entsandte dann das erfahrene Duo, das auch für die Zeit nach einer Ausreise sondieren soll. Ins laufende Verfahren will man sich nicht einmischen. Zwar zweifelt man auch im Ministerium die Substanz der Anklage an, jedoch gehe es darum, Adelsmayr zu einem "fairen Prozess" und der "besten Verteidigung" zu verhelfen.

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