Dieser Prozess ist für Putin ein PR-Desaster

Dieser Prozess ist für Putin ein PR-Desaster
Der Präsident wollte ein Exempel statuieren und stellte den Rechtsstaat bloß.

Mit diesem Schauprozess hat sich Wladimir Putin wahrlich keinen Gefallen getan. Es mag zwar geschmacklos sein, politischen Protest in eine Kathedrale zu tragen, doch die Herumhopserei der P­ussy-Riot-Aktivistinnen verdient niemals zwei Jahre Straflager. Noch dazu, wo es sich um drei junge Frauen handelt, von denen zwei kleine Kinder zu Hause haben.

Russlands Präsident hat mit persönlicher Kritik ein Problem, das in krassem Gegensatz zu seiner Machtfülle steht. Offenbar fühlt er sich schon von Punkerinnen mit bunten Strickhauben bedroht und wollte ein Exempel statuieren. Doch damit hat er der plumpen Provokation weltweite Bedeutung verschafft und die Aktivistinnen zu Märtyrerinnen der Menschenrechte hochstilisiert.

Amnesty hat die Frauen bereits als politische Gefangene eingestuft; Musik-Stars solidarisieren sich mit ihnen; überall sprießen Unterstützungskomitees für Pussy Riot aus dem Boden; aus dem Westen kommt scharfe Kritik.

Das alles wird den Kremlchef kaum kratzen, der immense Image-Schaden könnte sich aber auch wirtschaftlich auswirken. Denn wieder einmal verfestigt sich der Eindruck, dass Russlands Justiz auf Zuruf funktioniert und die wichtigsten Urteile im Kreml gefällt werden. In anderen Worten: dass Russland kein funktionierender Rechtsstaat ist. Das wird auch Investoren zu denken geben.

Als die Sängerinnen an ihre Anhänger schrieben, "ganz egal wie das Urteil lautet: Wir und ihr gewinnt sowieso", trafen sie einen sensiblen Punkt. Ihr Fall vereint die unterschiedlichsten Gruppen von Unzufriedenen in Russland; ihre stolze und unnachgiebige Haltung wird viele inspirieren. Das hätte sich Putin mit einer unspektakulären, aber saftigen Geldstrafe für Pussy Riot erspart.

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