Die Polizei will mehr Migranten

Die Polizei will mehr Migranten
Einer Studie zufolge wünschen sich die Österreicher mehr Migranten in Uniform. In Wien ist der Anteil gestiegen.

Polizisten wie Mladen Rosuljas, 26, sind heiß begehrt bei der Wiener Polizei. Er ist jung, engagiert, und stammt aus einer Migranten-Community. Was kann der bosnische Kroate, was vielen seiner Kollegen fehlt? "Ich kann mich in Landsleute besser hineinversetzen", erklärt der 26-Jährige, der seit 2007 eine Uniform trägt. Polizeischülerin Mirnesa Becirovic, 20, spricht fließend Bosnisch: "Die Situation ist lockerer – vor allem durch die Sprache."

Genau nach solchen Fertigkeiten sucht die Polizei. Der Migrantenanteil unter den Ordnungshütern ist bescheiden. In Wien etwa liegt er bei zwei Prozent. Im Vergleich: Österreichweit liegt im öffentlichen Dienst die Quote bei 7,5 Prozent. Die Studie "Polizei & Migration" der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft zeigt auf, dass es Nachholbedarf gibt.

Die Kernergebnisse: Von 1381 Befragten wünschen sich 78 Prozent mehr Beamte aus den Communitys; 81 Prozent plädieren für "spe­zielle Schulungen", damit Polizisten mehr interkulturelle Kompetenz erhalten; fast vier Fünftel wünschen sich mehr Kooperation zwischen der Exekutive und Zuwanderer-Vereinen.

"Vorreiterrolle"

Die Polizei will mehr Migranten

Ein Gutteil der Befragten ist aus Wien, das mit rund 40 Prozent Migrantenanteil auch ein Hotspot ist. Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl nennt zwei Gründe, warum Migranten unterrepräsentiert sind: Erstens gebe es Berührungsängste zwischen staatlichen Stellen und Zuwanderern. "Wir müssen hier Brücken schlagen." Zweitens würden bei den Aufnahmetests "einige herausfallen". Rosen bekam die Wiener Polizei von Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz gestreut: Sie nehme eine "Vorreiterrolle" in der Exekutive ein.

Seit 2007 wirbt die Exekutive in Wien mit dem Slogan "Wien braucht Dich" um Migranten. In den Klassen der Sicherheitsakademien stieg der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund auf sieben Prozent. Bereits 120 ausgebildete Polizisten haben Biografien Migrationsbezug.

Was bringt eine Steigerung des "Migrantenanteils in Uniform"? Es erleichtere Einsätze und erhöhe die Identifikation mit bzw. Akzeptanz der Polizei, erklärte Pürstl, der am bisherigen Weg festhalten will: Ein höherer Anteil, noch mehr Kooperationen und Schulungen.

Die Studie erlaubt auch einen Vergleich zwischen Wien und "Rest-Österreich". Fazit: In Wien ist man "sensibler" bei der Integrationsthematik. Außerhalb Wiens wünschen sich deutlich weniger Befragte kulturell-kompetente Polizisten. Die Interviewten mussten überdies beurteilen, welche Meinung die Polizei von verschiedenen sozialen Gruppen habe. Glaubt man den Befragten, dann gibt es gegenüber Personen aus Ostasien kaum Vorbehalte, jedoch große gegenüber Afrikanern. Doch auch hier gibt es Fortschritte, sagt Emmanuel Chukwuka vom innenministeriumsnahen Verein "Fair und Sensibel". Er sensibilisiert Polizisten in Kursen. Es werden Erfahrungen ausgetauscht und Ängste abgebaut, erzählt er. "Ich sage Polizisten immer, nicht jeder Afrikaner ist ein Dealer. Und meinen Freunden: In jeder Uniform steckt ein Mensch."

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