Däne entführt seinen Sohn aus Graz

Däne entführt seinen Sohn aus Graz
Ein Sorgerechtsstreit um den fünfjährigen Oliver eskalierte. Der Vater zerrte seinen Sohn vor dem Kindergarten ins Auto und flüchtete.

Dramatische Szenen spielten sich Dienstag kurz nach acht Uhr vor einem Privatkindergarten in Graz ab. Marion Weilharter, 39, brachte ihren Sohn Oliver mit dem Auto zur Betreuungsstelle. Plötzlich stand der Kindesvater aus Dänemark vor ihr, zerrte den Buben mit Gewalt aus dem Pkw und stieß ihn in ein gemietetes Fahrzeug hinein. Ein männlicher Begleiter des mutmaßlichen Entführers hielt die Mutter fest. "Ich hab’ geschrien, so laut ich konnte." Auch andere Eltern wurden Zeugen des furchtbaren Geschehens, konnten aber nicht eingreifen.

Sorgerechtsstreit

Däne entführt seinen Sohn aus Graz

Mit einem schwarz lackierten Volvo, Wiener Kennzeichen, brauste der Däne davon. Die Alarmfahndung wurde auf das gesamte Bundesgebiet ausgedehnt. Auch die deutschen Behörden wurden um Mithilfe ersucht. Die Polizei sucht nach IT-Experte Thomas S., 40. Er dürfte das Auto bereits gewechselt haben.

Dem Gewaltakt ging ein Jahre langer Sorgerechtsstreit um das Kind voraus. In Dänemark hatte der Vater nach der Trennung von der Lebensgefährtin ein Besuchsrecht. Als die Grazerin zurück in ihre Heimat kehrte, erwirkte der Vater vom Obersten Gerichtshof in Kopenhagen das alleinige Sorgerecht.

"Meiner Mandantin wurde in Österreich das Sorgerecht zugesprochen", schildert die Wiener Anwältin Britta Schönhart im Gespräch mit dem KURIER eine auf EU-Ebene "suboptimale rechtliche Situation".

Mit Gewalt gerechnet

Marion Weilharter hat mit einer Entführung gerechnet. "Aber niemand glaubte mir." Drohanrufe gingen voraus. "Der Kindesvater hat auf Facebook kampagnisiert: Holen wir Oliver zurück", weiß Opa Hanns Weilharter.

Der Kindergarten ist mit Zugangscodes gesichert. "In diesem Fall war das wirkungslos, weil sich das alles auf der Straße ereignet hat", schildert Harry Kühschweiger, Chef der WIKI-Kindergärten.

Olivers Familie stimmte einer Veröffentlichung von Fotos zu, in der Hoffnung, jemand erkenne den Buben auf einer Raststätte oder in einem Hotel. "Ich feiere am 19. April meinen 40er, hoffentlich mit Oliver", weint die Mutter um ihr Kind.

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