Chinas Staatschef zu Gast in Wien

Wenige Tage vor dem G-20-Gipfel besucht Hu Jintao Wien - für Österreich eine Chance, für Hu eine Aufwärmrunde.

Hu Jintao ist derzeit einer der gefragtesten Gesprächspartner der Weltpolitik. Immerhin führt Chinas Staatspräsident in Krisenzeiten das Land mit dem robustesten Wachstum und den weltweit größten Devisenreserven. Umso günstiger fügt es sich für Österreich, dass der 69-Jährige gemeinsam mit seiner Ehefrau Liu Yongqing am Sonntag zu einem schon lange geplanten Staatsbesuch in Wien eintrifft. Anlass ist das 40-Jahr-Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Wien und Peking.

Die 160-köpfige Wirtschaftsdelegation, die Präsident Hu begleitet, zeigt aber klar, wo der Schwerpunkt des Besuchs liegt. China ist für heimische Betriebe ein Hoffnungsmarkt. Im Vorjahr konnten die Exporte um fast 40 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro gesteigert werden. Umgekehrt lieferte China Waren im Wert von 5,4 Milliarden und ist als Investor sehr begehrt. Mehrere Abkommen sollen dafür sorgen, dass dieser Boom anhält.

Auch wenn Hu in Österreich die gesamte Staatsspitze trifft und Demonstrationen von Tibetern und Falun-Gong-Anhängern angemeldet sind - der Besuch wird für ihn wohl eher eine Aufwärmrunde für den Gipfel der 20 größten Industriestaaten darstellen, der am Donnerstag in Cannes beginnt. Dort soll über Maßnahmen zur Ankurbelung der Weltwirtschaft beraten werden. Und die Europäer werden massiv um chinesische Investitionen in den Euro-Rettungsschirm werben. Die Milliarden aus dem Osten sollen den Schuldenländern wieder auf die Beine helfen.

Peking ist prinzipiell zu Stützungskäufen bereit, verlangt aber Sicherheiten und mehr Mitsprache in der Weltwirtschaft. Bereits jetzt soll ein Viertel der etwa 2000 Milliarden Euro umfassenden Devisen-Reserven in Euro-Papieren stecken. China hat also größtes Interesse an der Stabilität der EU, die mittlerweile sein größter Handelspartner ist.

Machtwechsel

Als Präsident der aufstrebenden Supermacht China wurde Hu Jintao vom Forbes-Magazin zum mächtigsten Mann der Welt gekürt. Aber schon in wenigen Monaten wird der Staatschef, der die "harmonische Gesellschaft" als oberstes Ziel anstrebt, sein Amt abgeben müssen. Als Favorit für die Nachfolge gilt Xi Jinping.

Der 58-jährige Politiker-Sohn ist seit Oktober 2007 Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros der Kommunistischen Partei. Im März 2008 wurde er vom Volkskongress zum Vizepräsidenten der Volksrepublik gewählt. Seit Oktober 2010 ist er zusätzlich Vize-Vorsitzender der Zentralen Militärkommission. All diese Karriereschritte werden als untrügliches Zeichen dafür gewertet, dass Xi als Nachfolger Hu Jintaos aufgebaut wird.

Staatsbesuch: Das Programm Hu Jintaos

30. Oktober Ankunft in Wien-Schwechat am Nachmittag. Übernachtung im Hotel Imperial.

31. Oktober Empfang durch Bundespräsident Heinz Fischer im Inneren Burghof (9.30 Uhr), Treffen mit Kanzler Faymann und Nationalratspräsidentin Prammer. Parallel dazu findet ein großes Wirtschaftsforum in der Wirtschaftskammer statt.

1. November
Besuch von St. Gilgen samt Bootsfahrt. Anschließend besichtigt Hu Mozarts Wohnhaus sowie die Residenz in der Stadt Salzburg.

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