Burma: Suu Kyi mahnt Anhänger zur Ruhe

Burma: Suu Kyi mahnt Anhänger zur Ruhe
Bei den Nachwahlen erzielte die Freiheitsikone einen Erdrutschsieg. Suu Kyis Freude ist beherrscht – aus gutem Grund.

Es war ein Wahlerfolg, den sich selbst die kühnsten Träumer der Opposition nicht erhofft hätten. Bei den Nachwahlen in Burma (Myanmar) erreichte die Nationale Liga für Demokratie (NLD) der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi 40 der angestrebten 44 Sitze. Der Andrang auf die Wahllokale war so groß, dass sich in der Hafenmetropole Rangun riesige Staus gebildet hatten. Und dann die ersehnte Erfolgsnachricht: „Ein Triumph des Volkes!“, rief die erschöpfte, aber sichtlich glückliche Suu Kyi, als sie am Montag vor Hunderte Anhänger trat.

Mit dem Einzug Suu Kyis ins Parlament tut sich nach 50 Jahren Militärherrschaft ein historisches Fenster auf. Die Erwartungen an Burmas Freiheitsikone sind enorm. Die zierliche 66-Jährige, die stets Blumen im Haar trägt, lässt sich aber von der Euphorie, die ihr entgegenschlägt, nicht mitreißen. Mit der ihr eigenen Selbstdisziplin ermahnte sie gleich nach dem Sieg ihre Anhänger, nicht übermütig zu werden: „Wir müssen sämtliches Verhalten vermeiden, das die anderen Parteien verärgert. Ich rufe alle NLD-Anhänger auf, nicht aggressiv gegen die andere Seite vorzugehen.“

Denn auch nach dem großen Sieg der NLD bleibt die Partei noch immer eine verschwindend geringe Minderheit im Parlament: Von den insgesamt 1160 Mandaten bleiben nun gerade sieben Prozent davon der neuen Opposition. Die Gefahr, dass die Hardliner wieder zum Zug kommen, ist groß: Laut Verfassung kann ein Militärrat jederzeit die Macht an sich reißen, wenn „Burmas Einheit“ auf dem Spiel steht. Und die kann schnell als gefährdet angesehen werden, wie Suu Kyi oft am eigenen Leib erfuhr.

Von den vergangenen 20 Jahren verbrachte sie den Großteil in Haft oder unter Hausarrest. Die Tochter des 1947 ermordeten Unabhängigkeitshelden General Aung San nahm große Opfer auf sich, um in Burma Demokratie zu säen – so sah sie etwa ihren im Sterben liegenden britischen Ehemann nicht wieder. Sie wusste, bei einer Ausreise hätte man sie, die Staatsfeindin, nicht mehr zurück ins Land gelassen.

Sanktionen

Die Wahlen waren nun eine einmalige Chance. Die Sanktionen des Westens haben Burma stark zugesetzt. Seitdem das Regime, dem Folter, Verfolgung und der Einsatz von Kindersoldaten vorgeworfen werden, im Vorjahr die Macht an eine zivile Regierung übergab, kamen Reformen in Gang: Politische Gefangene wurden freigelassen, die Aussöhnung mit Minderheiten wurde angestoßen. Kurz nach der Wahl gab die Regierung den Wechselkurs seiner Währung Kyat frei .

Auch Suu Kyis Kandidatur ist der Öffnung geschuldet. Als Voraussetzung für die Aufhebung der Sanktionen galten korrekte Wahlen. Bis auf kleinere Verstöße lief laut Wahlbeobachtern auch alles rund. Der Kurs scheint sich auszuzahlen: Die EU will ihre Sanktionen bis Monatsende überdenken.

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