Buch: Schrecklich nette Madoff-Familie

Buch: Schrecklich nette Madoff-Familie
Die Schwiegertochter von Bernard Madoff, dem größten Betrüger der Finanzgeschichte, rechnet mit der Familie ab.

Vor drei Jahren flog das Schneeballsystem von Bernard Madoff in New York auf. Er hatte 65 Milliarden Dollar von Prominenten wie Steven Spielberg und weniger prominenten, darunter auch vielen Österreichern, eingesammelt und ihnen bis zu 20 Prozent Rendite versprochen. In Wahrheit hat er das Geld verzockt und konnte dann nur mit dem Geld neuer Anleger die alten bezahlen, bis das Gebilde im Zuge der Finanzkrise 2008 zusammenbrach.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Madoffs Schwiegertochter Stephanie Mack, 37, wie im Schlaraffenland gelebt. Das beschreibt sie in ihren Erinnerungen „The End of Normal“. Mack ist die Witwe von Madoffs Sohn Mark, der sich vor einem Jahr mit einer Hundeleine erhängte und Frau und zwei kleine Kinder zurückließ. Stephanie Mack verurteilt den Selbstmord ihres Mannes, der den eigenen Vater angezeigt hat, als dieser seinen beiden Söhnen den Betrug gestanden hatte.

Wut und Scham

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Sie ist manchmal noch zornig darüber, dass ihr Mann nicht um seinen eigenen Ruf gekämpft hat, sondern aus Wut und Scham über den Vater nicht mehr weiterleben wollte.

„The End of Normal“ ist also eine sehr persönliche Abrechnung mit einer Familie, die sie bisweilen als bizarr und surreal empfand. Das Leben dort sein „ein einziger großer Maskenball“ gewesen. Alles, was gut und teuer war, wurde gekauft und doch nicht wirklich genossen. Bei einem Shopping-Trip zum Beispiel warf Madoff die Kreditkarte auf den Tisch und sagte den Verkäufern mit Blick auf Stephanie: „Alles, was sie anfasst, kriegt sie.“ In der Mittagspause kam der Opa, um Macks neugeborener Tochter das Flascherl zu geben.

Reinlichkeitswahn

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Weniger lustig waren dafür die Partys, die nie stattfinden durften, da Bernie seinen obsessiven Ordnungs- und Reinlichkeitswahn pflegte. Gäste hätten den unfassbaren Wohnluxus, der mittlerweile versteigert ist, ja beschmutzen können. Auf der Yacht, die man barfuß betritt, achtete Madoff darauf, dass sich jeder die Füße gewaschen hatte. Und beim Abendessen wurde über die Hausangestellten hergezogen. Keiner konnte es der Familie recht machen. Stephanie Mack berichtet von Intrigen und Mobbing. Dass das Leben sehr reicher Leute in Wahrheit so kleinbürgerlich bleibt, ist erstaunlich.

Keiner in der Familie will geahnt haben, dass Madoff „ein Monster“ war. Aber als er verhaftet wurde, begann sich die Familie selbst zu zerfleischen. Selbst um Marks Urne wird gestritten. Stephanie Mack hat den Kontakt zu ihrer Schwiegermutter Ruth abgebrochen, die den Prozess emotionslos „wie ein Zombie“ ertragen hat. Und der Schwiegervater? Ist schon wieder stolz darauf, dass er im Gefängnis neue Freunde gefunden hat. Er sei auch hinter Gittern eine Berühmtheit, „wie ein Don der Mafia“.

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