Böhm: "Es gibt noch unendlich viel zu tun"
Alles begann mit "Wetten, dass..?". Im Mai 1981 forderte Karlheinz Böhm das TV-Publikum her aus: Der Schauspieler, der vielen als Franz Joseph in den Sissi-Filmen bekannt ist, wettete, "dass nicht einmal jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Franken oder einen Schilling für die hungernden Menschen in der Sahelzone spendet". Und er hatte recht.
Die Hilfsbereitschaft vieler Zuseher berührte Böhm jedoch tief und so beschloss er, dauerhaft zu helfen. Am 13. November gründete der heute 83-Jährige die Organisation "Menschen für Menschen" (MfM), die Menschen in Äthiopien Hilfe zur Selbstentwicklung gibt.
Das ist heute genau 30 Jahre her und MfM hat in dieser Zeit viel erreicht. Mehr als 4,5 Millionen Äthiopiern wurde geholfen, u. a. durch den Bau von 285 Schulen, 86 Krankenstationen und 13 Kliniken.
Nachhaltig
Böhm ist es wichtig, durch die Verzahnung der Hilfsprojekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft, Wasser und Infrastruktur nachhaltige Veränderungen anzustoßen. Dazu trägt auch die Frauenförderung bei - durch Kleinstkredite oder Kampagnen gegen Frühverheiratung und Beschneidung. "Es geht nicht darum, fertige Konzepte abzuliefern, sondern darum, mit den Menschen herauszufinden, was sie brauchen", sagt Böhm. MfM leistet auch Nothilfe, etwa bei Dürre -, aber nur in seinen Projektgebieten, um sicherzustellen, dass die Hilfe ankommt.
Wie wichtig das ist, zeigt sich derzeit am Horn von Afrika. 13 Millionen Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia sind von der schlimmsten Hungerkatastrophe seit 60 Jahren betroffen, Millionen mussten ihre Dörfer verlassen. Vor allem Kinder, Alte und Kranke schaffen es nicht mehr in die rettenden Flüchtlingslager, sie verhungern. Zehntausende Menschen sind bisher gestorben, jeder zweite ein Kind.
Kämpferisch
MfM beschäftigt in Äthiopien rund 800 Menschen, in Europa hat es viele ehrenamtliche Mitarbeiter. Seit 1987 dabei und immer an Böhms Seite ist seine Frau Almaz, 47. Die gebürtige Äthiopierin und studierte Agrarexpertin hat ihren Mann als MfM-Mitarbeiterin kennengelernt. Almaz begleitet Böhm auf seinen Afrika-Reisen, lebt mehrere Monate im Jahr in Äthiopien. 2008 wurde sie geschäftsführender Vorstand von MfM, heute wird sie bei einem Festakt in München offiziell Vorsitzende und damit Nachfolgerin ihres Mannes. "Meine Frau wird mit genauso viel Energie und noch mehr Einfühlungsvermögen als ich die Arbeit fortführen", sagt Karlheinz Böhm, der Ehrenvorsitzender wird.
Zu den mittlerweile elf MfM-Projektgebieten mit einer Fläche von 50.000 - zwei Drittel Österreichs - sollen noch heuer weitere Regionen kommen. Einen Schwerpunkt bildet das Programm "ABC-2015": Hunderttausenden Kindern soll bis 2015 eine Schulausbildung ermöglicht werden. 46 Schulen werden gebaut, für 15.000 Erwachsene sind Alphabetisierungskurse geplant.
"Unser größter Erfolg ist, wenn wir uns aus einem Gebiet zurückziehen können und die Menschen ihre Entwicklung selbst in die Hand nehmen", so Almaz Böhm. "Es gibt aber noch unendlich viel zu tun."
SPENDEN: PSK Konto 7.199.000, BLZ 60 000 oder auf www.menschenfuermenschen.at. Dem Sonntags-KURIER liegt ein Zahlschein bei.
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