Blutbad bei Batman-Premiere: Aurora trauert

Blutbad bei Batman-Premiere: Aurora trauert
Nach dem Amoklauf eines 24-jährigen Studenten während einer Batman-Premiere trauern die Menschen in den USA um die zwölf Opfer.

Die USA sind geschockt: Nach dem Blutbad während einer " Batman"-Filmpremiere trauern die Menschen um die Opfer. Schon am Freitagabend kurz nach der Bluttat in Aurora im Bundesstaat Colorado versammelten sich Hunderte auf dem Parkplatz gegenüber dem Kino. Die Menschen stellten Kerzen auf und legten Briefe ab. Eine seit Wochen geplante Veranstaltung gegen Gewalt wurde so zu einer Gedenkfeier für die Opfer, berichtete die Denver Post. Der schwer bewaffnete Amokschütze James Holmes hatte in einem Kinosaal wahllos um sich geschossen, zwölf Menschen getötet und 58 weitere verletzt (mehr dazu hier).

Am Sonntagabend soll es eine weitere Gebetsandacht geben, wie örtliche Medien berichteten. Zuvor hatte US-Präsident Barack Obama angeordnet, die Flaggen an allen Bundesgebäuden auf halbmast zu setzen.

6000 Schuss Munition

Der mutmaßliche Amokläufer hat vor seiner Tat mehr als 6.000 Schuss Munition legal erworben - er scheint die Tat seit Mai vorbereitet zu haben: In den vergangenen zwei Monaten habe der 24-jährige Student im Internet mehr als 3.000 Kugeln für ein Sturmgewehr, 3.000 Kugeln für zwei Pistolen des Waffenherstellers Glock und 300 Kugeln für eine Flinte gekauft, sagte der Polizeichef von Aurora im US-Bundesstaat Colorado, Dan Oates, am Freitag. Die vier Waffen habe er ebenfalls legal in einem örtlichen Waffengeschäft gekauft.

Oates zufolge kaufte Holmes im Internet auch mehrere Magazine für das Sturmgewehr. Eines davon, ein 100-Schuss-Magazin, sei am Tatort im Kino von Aurora gefunden worden. Mit diesem habe der mutmaßliche Amokläufer die Möglichkeit gehabt, bis zu 60 Schuss in einer Minute abzugeben, ergänzte der Polizeichef unter Berufung auf Experten. Nach bisherigen Erkenntnissen habe es heftiges Feuer in dem Kinosaal gegeben.

Obama: "Es kommt darauf an, wie wir miteinander umgehen"

Der Amoklauf brachte auch den US-Präsidentschaftswahlkampf zum Stillstand. In Colorado setzte das Wahlkampf-Management von Amtsinhaber Barack Obama zunächst alle Fernsehspots aus. Statt in Florida Wahlkampf zu machen, eilte der Präsident nach Washington ins Weiße Haus zurück. Die Nachrichten von der Tragödie müssten alle ermahnen, "als amerikanische Familie zusammenzustehen", sagte Obama in einer kurzen Ansprache. Bei seiner wöchentlich am Samstag stattfindenden Radioansprache versprach der US-Präsident den Opfern und ihren Angehörigen Gerechtigkeit: "Die Regierung ist bereit, alles zu tun, um diejenigen vor Gericht zu bringen, die für dieses abscheuliche Verbrechen verantwortlich sind." Zudem werde die Regierung "alle möglichen Schritte ergreifen", um die Sicherheit der US-Bürger zu garantieren.

Der Präsident forderte die US-Bürger gleichzeitig auf, die Tat zum Anlass zu nehmen, sich auf die wesentlichen Dinge im Leben zu konzentrieren und weniger Augenmerk auf "kleine und banale Dinge" zu legen". "Es kommt darauf an, wie wir miteinander umgehen und uns unsere Liebe zeigen", sagte er. "Es kommt darauf an, was wir täglich tun, um unseren Leben einen Sinn und Zweck zu geben. Darauf kommt es an. Darum sind wir hier."

In New Hampshire gedachte auch Mitt Romney der Opfer, statt seine übliche Wahlkampfrede zu halten. "Ich stehe hier heute nicht als ein Bewerber um ein Amt, sondern als Vater, Großvater, Ehemann und Amerikaner", erklärte er. Das Massaker entfachte auch eine neue Debatte um die liberalen US-Waffengesetze. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg rief Obama und Romney auf, das Waffenrecht zu verschärfen.

Holmes soll als "Joker" aufgetreten sein

Weiterhin Rätselraten herrscht über das Motiv des Schützen. Die Tat dürfte von langer Hand vorbereitet worden sein. Medienberichten zufolge soll der 24-Jährige beim Amoklauf rot gefärbte Haare gehabt und sich als Batmans Gegenspieler "Joker" ausgegeben haben.

Die Polizei teilte mit, dass James Holmes nicht vorbestraft sei und nur einmal als Verkehrssünder aufgefallen sei. Holmes studierte Neurowissenschaften in Denver, soll aber sein Studium in jüngster Zeit vernachlässigt haben.

Kopfzerbrechen bereitete den Ermittlern die mit Sprengsätzen präparierte Wohnung des Amokschützen. Sicherheitshalber wurden neben dem Wohnhaus des Täters auch vier umliegende Apartmenthäuser evakuiert. Beim Versuch, die Sprengfallen zu entfernen, kam es auch zu einer Explosion - der Polizei zufolge handelte es sich um eine gezielte Sprengung.

Zudem, so berichtet die Denver Post, habe der Attentäter offenbar auch die Exekutive in seine mit Sprengfallen präparierte Wohnung locken wollen: Es habe per Zeitschaltuhr derart laute Musik abspielen lassen, dass die Nachbarn die Polzei alarmierten. Diese war aber zum Zeitpunkt der Beschwerde bereits zum Tatort unterwegs.

Batman-Regisseur: "Sinnlose Tragödie"

"Batman"-Regisseur Christopher Nolan verurteilte den Amoklauf als "sinnlose und sprach im Namen der Schauspieler und Mitwirkenden des Films den Opfern und ihren Familien seine Anteilnahme aus. "Das Kino ist mein zu Hause. Die Vorstellung, dass jemand diesen unschuldigen und erwartungsvollen Ort derart brutal entweiht, ist einfach verheerend", so Nolan nach Angaben des Branchenblatts Hollywood Reporter. Auch der US-Filmverleih Warner Bros. zeigte sich schockiert. Eine für kommende Woche geplante "Batman"-Galapremiere in Paris wurde abgesagt.

Der Darsteller von "Batman", der britische Schauspieler Christian Bale, hat sich "entsetzt" über den Amoklauf während einer Premiere seines neuen Films gezeigt. "Worte können nicht das Grauen ausdrücken, das ich empfinde", erklärte Bale am Samstag.

Er könne sich nicht einmal ansatzweise den Kummer und den Schmerz der Opfer vorstellen, aber sein Herz sei bei ihnen, erklärte der Schauspieler weiter. Bale spielt in dem jüngsten "Batman"-Film "The Dark Knight Rises" den Protagonisten Bruce Wayne, der mit Umhang und Maske zu Batman wird.

Sicherheitsvorkehrungen verschärft

Nach dem Massaker von Colorado haben Behörden und Filmtheater in den USA die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. In Washington wurden Kinobesucher am Freitagabend auf Schildern auf Taschendurchsuchungen am Einlass hingewiesen. Polizeichefin Cathy Lanier sagte dem Sender News4, "wir stellen sicher, dass Polizeibeamte die Kinos am ganzen Wochenende genau im Auge haben". US-Medien zufolge patrouillierte auch die New Yorker Polizei verstärkt vor den Kinos der Metropole. Die USA-weit zweitgrößte Kinokette AMC teilte mit, dass die Sicherheitsvorkehrungen in ihren Häusern verstärkt würden. Bis auf weiteres sei es in den AMC-Kinos nicht erlaubt, Gesichtsmasken zu tragen oder Spielzeugwaffen mitzubringen, hieß es mit Blick auf verkleidete Besucher - vor allem Fans von Comic-Verfilmungen staffieren sich gern wie ihre Leinwandhelden aus.

Spitzeneinnahmen für "The Dark Knight Rises"

Viele Filmfans gedachten der Opfer von Colorado auch im Kurznachrichtendienst Twitter. "Sehe Batman heute Abend in (Washington) DC, vielleicht sollte es eine Schweigeminute für die Kino-Schießerei in Colorado geben", schrieb ein Fan. "The Dark Knight Rises" hat nach ersten Schätzungen in der Nacht auf Freitag in den USA Spitzeneinnahmen erzielt. Die Branchenblätter Variety und Hollywood Reporter bezifferten die Mitternachtseinnahmen mit bis zu 30 Millionen Dollar (umgerechnet knapp 25 Mio Euro). Der Film war in 3.700 US-Kinos angelaufen, am Wochenende sollte er in über 4400 Lichtspielhäusern gezeigt werden.

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