Bin-Laden-Tötung: Soldat erzählt weitere Details

Bin-Laden-Tötung: Soldat erzählt weitere Details
Der Autor des Enthüllungsbuchs "No Easy Day" lebt in Angst. In einem TV-Interview plaudert er dennoch offen über den Ablauf der nächtlichen Mission in Pakistan.

Vier Stunden lang wurde er geschminkt, damit er nicht auf Anhieb erkannt wird. Seine Stimme - verfälscht. "Der Feind hat ein gutes Gedächtnis", sagt Matt Bissonnette. Seit der pensionierte Soldat der US-Eliteeinheit Navy Seals ein Enthüllungsbuch über den Ablauf der Tötung von Terror-Chef Osama bin Laden veröffentlicht hat, lebt er in Angst. Das Pentagon droht ihm wegen Geheimnisverrats mit rechtlichen Schritten. In einem Interview mit dem US-Sender CBS hat Bissonnette nun aber weitere Details zur nächtlichen Mission im Mai 2011 in Pakistan ausgeplaudert.

Bissonnette erzählte im Gespräch mit Moderator Scott Pelley, dass die Navy Seals erst wenige Wochen davor erfahren hätten, dass sie sich auf einen Einsatz gegen Bin Laden vorbereiten. "Im Trainingslager sagten die Jungs: `Wir haben Bin Laden, und wir trainieren für einen Zugriff.` Ich dachte: `Großartig", sagte der Ex-Soldat, der das Buch "No Easy Day" (Kein leichter Tag) unter dem Pseudonym Mark Owen geschrieben hat. Der US-Sender Fox News machte seine wahre Identität jedoch später publik.

Nickerchen vor dem Einsatz

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Nach drei Wochen Training ging es schließlich nach Afghanistan. Von dort aus flogen die 24 Navy Seals mit zwei Helikoptern nach Abbottabad in Pakistan. "Der Flug dauerte eineinhalb Stunden, ich schaute mich um, und die Hälfte schlief."

"Ihr fliegt zu Osama Bin Ladens Haus und ihr schläft?", fragt der Moderator verwundert. "Ja, das ist die Zeit zum Entspannen", antwortet Bissonnette. Vor Ort legt ein Helikopter jedoch eine Bruchlandung hin. "Ich dachte mir, jetzt wird`s unangenehm".

Der Einsatz verläuft aber letztlich erfolgreich. Sein Kollege vor ihm tötet Bin Laden mit einem Kopfschuss, als dieser gerade aus dem Zimmer in den Flur herausschaut. Genau hier unterscheidet sich Bissonnettes Version von der offiziellen der US-Regierung: Laut Weißem Haus hatte sich der Terrorpate im Schlafzimmer verschanzt und wollte vermutlich zu einer Waffe greifen. Die Tötung sei daher notwendig gewesen.

Der Seal bekräftigt in dem Interview, dass es keinen Auftrag gegeben habe, Bin Laden zu töten. "Das war absolut keine `Kill-Only-Mission’. Das war uns während unseres Trainings sehr klar gemacht worden. Ihr werdet ihn lebend gefangen nehmen, wenn möglich."

"Er sah furchtbar aus"

Die Soldaten seien sich im ersten Moment aber gar nicht sicher gewesen, den Al-Kaida-Chef getötet zu haben. "Für uns hätte das in diesem Moment irgendjemand sein können. Vielleicht war das ein anderer Bruder, vielleicht ist das ein Bodyguard", sagt Bissonnette.

Ein anwesendes Kind habe Bin Laden aber identifiziert, sagt der Ex-Soldat, der nachher Fotos von der Leiche machte. "Mit dem Kopfschuss sah er furchtbar aus. Ich wusch ihm erst den Kopf, dann schoss ich die Bilder. Es waren die wichtigsten in meinem Leben."

Danach flogen die Navy Seals mit der Leiche und dem sichergestellten Beweismaterial vom Tatort weg - ganze 38 Minuten dauerte der Einsatz. Daheim angekommen, besuchte Bissonnette als Erstes das Fastfood-Restaurant Taco Bell: "Zwei Tacos und ein Burrito. Das ist Routine."

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