Beamter verborgte 17 Millionen Euro

Beamter verborgte 17 Millionen Euro
Das Staatsbudget musste für eine ominöse Goldmine in Ekuador herhalten. Die Überweisungen waren kinderleicht.

Wäre den Rating-Agenturen zu Ohren gekommen, wie die 2004 gegründete Bundesbuchhaltungsagentur mit dem Geld der Republik umgegangen ist, hätte Österreich schon damals sein Triple-A verloren. Der Oberbuchhalter der Nation in Sachen Arbeitsmarktservice (AMS) konnte in Alleinregie sage und schreibe 16,9 Millionen Euro leihweise an einen Freund überweisen und darauf hoffen, dass das Geld irgendwann zurückfindet. Fand es freilich nicht, was mehr als ein Jahr lang niemandem auffiel.

Am Dienstag standen der suspendierte Beamte Wolfgang W. und der einstige Chef des Bildungsinstituts Venetia, Kurt Datzer, wegen Amtsmissbrauchs und Betrugs in Wien vor Gericht, beide bekannten sich schuldig.

Datzer hatte für das AMS, das praktisch sein einziger Kunde war, Sprach- und EDV-Kurse abgehalten. Das warf nicht genug ab, deshalb schaute sich der 56-jährige Mercedes-Fahrer nach einem „zweiten Standbein“ um. Dieses glaubte er in der Beteiligung an einer Goldmine in Ekuador entdeckt zu haben. Ein Freund versprach ihm 25 Prozent vom Verkaufserlös, zuvor müsse man die Mine allerdings erst in Schuss bringen. Zwei Millionen Euro steckte Datzer in dieses „Geschäft“, was sein Institut noch mehr in finanzielle Bedrängnis brachte. In der Situation half der Beamte W.

Der 47-Jährige war laut Verteidiger Martin Nemec „der Dumme“, habe „wichtig und gönnerhaft“ sein wollen, ohne selbst auch nur einen Cent davon zu profitieren. Wobei es ihm durch „das Chaos in der Bundesbuchhaltungsagentur“ leicht gemacht worden sei. W. ließ der Venetia (also Freund Datzer) 2008 in 20 Tranchen unkontrolliert mit Hilfe zweier sogenannter TAN-Codes die Millionen der Republik anweisen, obwohl das Institut den Betrieb bereits eingestellt hatte.

Gutgläubig

Datzer (Verteidigung Sebastian Lesigang) sagt, er sei bezüglich der Goldmine – die er nie zu Gesicht bekommen hat und für die es nicht einmal ein Schürfrecht gab – zu gutgläubig gewesen. Bei der Republik Österreich entschuldigte er sich im Verhandlungssaal, nicht ohne hinzuzufügen: Zurückzahlen könne er die Millionen leider nicht.

Heute lebt der einst gesellschaftlich hoch angesehene Datzer in einer Wohnung in Favoriten von Sozialhilfe, die Villa in Hietzing ist längst verloren. Hört man ihm ein paar Minuten lang zu, kommt man aus dem Wundern nicht mehr heraus: Wie konnte dieser Mann in seinem Institut im Auftrag des AMS 68.000 Arbeitslose betreuen und irgend jemanden beeindrucken? Der Prozess wird fortgesetzt.

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