"Batman"-Amokschütze erstmals vor Gericht

"Batman"-Amokschütze erstmals vor Gericht
James Holmes schlief bei der Anhörung fast ein – und sagte kein Wort. US-Präsident Obama spendete in Aurora tröstende Worte.

Der mutmaßliche Amokschütze von Aurora hat bei seinem ersten Auftritt vor Gericht beharrlich geschwiegen.  Dem 24-jährigen James Holmes, der bei einer "Batman"-Kinopremiere zwölf Menschen getötet haben soll, droht die Todesstrafe. Holmes ließ bei der Anhörung in Centennial am Montag seine Pflichtverteidiger sprechen. Die Anklage soll laut Richter William Sylvester kommenden Montag eingereicht werden.

Holmes müsse in Untersuchungshaft bleiben und darf keinen Kontakt zu Zeugen und Opfern haben. Die Staatsanwaltschaft prüft, die Todesstrafe zu fordern. Diese kann im Bundesstaat Colorado bei besonders schweren Taten verhängt werden.

Die Öffentlichkeit bekam den mutmaßlichen Todesschützen seit dem Massaker erstmals zu Gesicht, alle großen US-Fernsehsender berichteten live aus dem Gerichtssaal. Holmes erschien mit grell rot und orange gefärbten Haaren in burgunderroter Gefängniskleidung. Er wirkte teilnahmslos und benommen und hatte anscheinend große Mühe, die Augen offen und den Kopf aufrecht zu halten. Beim Aufstehen musste ihn seine Pflichtverteidigerin stützen. Er ist nach Angaben der Staatsanwältin Carol Chambers in Isolationshaft.

Chambers sagte nach der Anhörung, es könne bis zu einem Jahr dauern, bis der Prozess eröffnet werde. Es gebe eine gewaltige Menge an Beweisen, die genau geprüft würden wie in jedem anderen Fall auch. Nicht ausgeschlossen sei auch die Beantragung der Todesstrafe. Ob es dazu komme, hänge vom Einverständnis der Opferfamilien ab. Es sei eine Entscheidung, die "sich viele Jahre auf sie auswirke". Die Todesstrafe müsse innerhalb von 60 Tagen nach der Anklageerhebung beantragt werden. Sie wird in dem Bundesstaat äußerst selten verhängt.

"Batman"-Amokschütze erstmals vor Gericht

Am Vorabend der Anhörung hatte US-Präsident Barack Obama der Opfer des Kino-Massakers gedacht und den Angehörigen der Toten Mitgefühl ausgesprochen. "Ich hatte Gelegenheit, einige Umarmungen zu schenken und Tränen zu vergießen", sagte Obama in einer bewegenden Rede im Universitätskrankenhaus der Stadt Aurora.

Obama verneigte sich vor der Tapferkeit der Opfer und erzählte Geschichten, die er zuvor gehört hatte. Etwa von der 19-jährigen Allie, die überlebte, weil ihre Freundin Stephanie ihr die getroffene Schlagader zudrückte und mit der anderen Hand den Notruf wählte. Allie war  zunächst gleich neben Amokläufer Holmes gesessen, als dieser eine Rauchbombe zündete und zu schießen begann.

Holmes´ Familie gedenkt der Opfer

Die Familie des mutmaßlichen Todesschützen James Holmes meldete sich am Montag zu Wort. Über eine Anwältin hat diese ihr Mitgefühl für die Opfer geäußert. Zugleich appellierten die Eltern, der Fall solle vor Gericht und nicht in den Medien entschieden werden. "Die Familie möchte bekräftigen, dass sie mit dem Herzen bei den Opfern und deren Familien ist", sagte die Anwältin Lisa Damiani im TV-Sender CNN. Sie fügte hinzu, die Eltern wollten derzeit nicht über die Beziehung zu ihrem Sohn sprechen. Damiani äußerte sich in San Diego (Kalifornien), dem Wohnort der Eltern. Sie wollte aber nicht sagen, wo sich die Familie derzeit aufhalte. "Ich fürchte um ihre Sicherheit."

Ladehemmung

Wie mehrere US-Zeitungen berichteten, hätte das Massaker noch schlimmer ausgehen können. Das Sturmgewehr, mit dem der Täter um sich geschossen hatte, habe eine Ladehemmung gehabt. Dabei gehe es um eine halbautomatische Waffe, die 50 bis 60 Schüsse pro Minute abfeuern könne. Holmes habe rund 6000 Schuss Munition, das Trommelmagazin für 100 Patronen sowie eine schusssichere Weste vor wenigen Wochen im Internet bestellt, berichtete unter anderem die New York Times.

Der deutsche USA-Experte Henning Riecke erwartet nach der Bluttat keine Änderung der Waffenkultur in Amerika. "Tatsächlich ist es so, dass in den USA mehr als irgendwo sonst Verbrechen mit Feuerwaffen begangen werden. (...) Aber die Befürworter des Waffenrechtes ziehen eben gerade aus diesem Umstand das Argument, dass die Amerikaner eben auch Waffen tragen müssen, um sich zu verteidigen“.

Obama und sein republikanischer Kontrahent bei den Wahlen im November, Mitt Romney, nutzten den Amoklauf in Aurora auch nicht zu einer neuen Diskussion über das Waffenrecht.

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