Babysitter gesucht

Babysitter gesucht
Tagesmutter, Nanny, Au-pair? Worauf Familien achten sollten, wenn sie für ihre Kinder eine liebevolle Betreuung suchen.

Ein sonniger Herbstnachmittag in Perchtoldsdorf, unweit von Wien. Britta Brehm-Cernelic und ihre vier Kinder sitzen in einem Park auf einer Decke und warten auf ihr Au-pair-Mädchen Nurzia. "Nurzia ist jetzt seit fast einem Jahr bei uns, mittlerweile ist sie für mich so etwas wie eine große Tochter geworden", erzählt die vierfache Mutter. Der sechsjährige Otto und seine drei jüngeren Geschwister Bruno, Flora und Klara kommen sehr gut mit ihr zurecht.

"Nurzia ist da!", ruft Otto plötzlich, als eine junge Frau um die Ecke biegt. Nurzia kommt aus der Stadt Osh in Kirgisistan, einem Nachbarland von China. "Ich bin jetzt das zweite Jahr in Europa", erzählt sie. Zuvor war sie ein Jahr in Stuttgart und hat bisher schon viel deutsche und österreichische Kultur bzw. Tradition kennengelernt. "Es gibt leider viele Familien, die ihre Au-pairs nur ausnutzen und wie einen Dienstboten behandeln", sagt Britta Brehm. Sie weiß aber, dass man bereit dazu sein muss, das Au-pair als neues Familienmitglied in seiner Mitte willkommen zu heißen.

Doch wie finden Eltern die richtige Kinderbetreuung? "Bei einem Babysitter, einer Tagesmutter oder einem Tagesvater kommt es besonders auf das Alter des Kindes an", erklärt KURIER Familycoach Martina Leibovici-Mühlberger. Man sollte sich darüber klar werden, ob die Betreuerin eine reine Aufpassfunktion einnehmen oder auch als Bezugsperson für das Kind fungieren soll.

Zusammenspiel

Babysitter gesucht

"Bevor die Entscheidung fällt, sollte das Kind den infrage kommenden Babysitter kennenlernen", rät Leibovici. "So wird sichtbar, wie die beiden aufeinander reagieren". Auf der Suche nach einem Au-pair ist es vernünftig, wenn sich Familien an Agenturen wenden. Alice Pitzinger-Ryba ist Geschäftsführerin des Vereins "familybusiness", der Babysitter, Tagesmütter und Au-pairs an Familien vermittelt, und auch der Familie Cernelic ihre Nurzia vermittelt hat.

Die Geschäftsführerin betont besonders, dass auch die Eltern mit der Betreuungsperson gut zurechtkommen müssen. Denn das Kind merkt genau, wenn die Mutter die Babysitterin unsympathisch findet. Es sollte also ein Zusammenspiel aller betreffenden Personen sein - nicht nur von Betreuer und Kind. Neben der Prüfung aller üblichen Referenz- und Bewerbungsunterlagen rät sie Eltern, auf ihr Bauchgefühl zu hören. "Die emotionale Ebene spielt dabei oft eine wichtigere Rolle als Überqualifikation", meint Pitzinger-Ryba. "Ich hatte bisher das Glück, meine Au-pairs vorher immer kennenlernen zu dürfen, obwohl das ansonsten eher unüblich ist", erzählt Britta Brehm. "Da Nurzia schon ein Jahr in Deutschland war, hat sie auch ein Empfehlungsschreiben mitgebracht."

Flexibilität spielt für viele Eltern bei der Kinderbetreuung eine Rolle, weiß Martina Leibovici-Mühlberger. "Am besten man klärt im Gespräch gleich von vorneherein, ob die betreffende Person dazu bereit wäre, hie und da auch einmal spontan für einen Dienst einzuspringen", schlägt sie vor.

"Ich habe durchaus schon weniger gute Erfahrungen als Au-pair gemacht, aber im Großen und Ganzen nehme ich viel Positives mit, wenn ich im Jänner wieder nach Hause fliege", erzählt Nurzia. "Mit der Familie in Deutschland bin ich jetzt noch in Kontakt, wir sind Freunde geworden."

KURIER Family-Coach-Telefonsprechstunde: Montag, 13 bis 15 Uhr, 01/526 57 60

Was Kinderbetreuung kosten darf
Grundsätzlich gibt es kein Gesetz, das vorschreibt, wie viel ein Babysitter oder eine Tagesmutter kosten darf. In der Regel sollte es aber ein Stundenlohn von mindestens 5 € sein. Im Durchschnitt bewegt sich der übliche Stundenlohn aber zwischen 8 € und 10 €. Personen unter 21 Jahren, die als Babysitter tätig sein wollen, müssen einen 16-stündigen Kurs absolvieren, sind sie über 21 Jahre alt, müssen es zumindest 8 Stunden Grundkurs sein. Zu dieser Regelung zählen Tätigkeitsbereiche wie Babysitter, Au-pairs und Leihomas.

Schulung In den Kursen lernen angehende Kinderbetreuer, neben dem richtigen Umgang mit Kindern, auch Erste Hilfe. Neuerdings können Eltern am Jahresende die Kinderbetreuungskosten sogar steuerlich geltend machen. Da Au-pairs auch bei der Familie wohnen, sieht es hier etwas anders aus. Seit 1. Jänner 2010 gilt der neue Mindestlohntarif für Au-pairs, demzufolge beträgt die Arbeitszeit 20 Stunden in der Woche und das monatliche Entgelt 374,02 €.

Das Au-pair erhält während seines Aufenthalts bei der Gastfamilie Kost und Logis, zu seinen oder ihren Aufgaben gehören die Mithilfe im Haushalt und die Kinderbetreuung. Au-pairs werden von Vereinen an die Familie vermittelt. Der Aufenthalt dauert zwischen 6 und 12 Monaten und soll so eine Möglichkeit sein, ein anderes Land kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen, Sprachkenntnisse zu vertiefen und Erfahrungen mitzunehmen.

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