Damit fielen sie vom ersten auf den dritten Platz. Die Labour-Partei ging mit insgesamt 386 Gemeinderäten (66 davon dazugewonnen) in Führung. Gefolgt von den Liberal Democrats, die es mit 21 gewonnen Stimmen zwischenzeitlich auf 127 Räte schafften. Rund ein Drittel der Stimmen war bis Freitagnachmittag ausgezählt.
Stimmungsbarometer
Auch wenn in England und Wales diese Wahlen bloß auf Gemeindeebene stattfanden: Viele sehen in der letzten Abstimmung vor den Parlamentswahlen - die voraussichtlich im November, spätestens aber bis nächsten Jänner stattfinden müssen - ein wichtiges Stimmungsbarometer. Eines, das klar nach links auszuschlagen scheint.
Bereits kurz nach zwei Uhr morgens gab es Anlass für erste Jubelrufe bei der Labour Party, als die Partei den Gemeindesitz in der Hafenstadt Hartley Poole für sich entscheiden konnte. Noch einmal süßer war dieser Sieg, weil sie Hartley Poole erst ein paar Jahre zuvor an die Tories hatten abgeben müssen.
Und dann kam das Ergebnis von Blackpool South. Ekstatische Rufe krachten durchs Mikrofon, als der Gemeindemitarbeiter 10.825 Stimmen für den neuen Labour-Parlamentsabgeordneten Chris Webb verkündete.
"Schrei aus Blackpool"
"Es ist unglaublich", sagte Labour-Chef Keir Starmer, "dass wir mit einem solchen Vorsprung gewonnen haben, einem Vorsprung von 26 Prozent." Es sei das fünfte Mal, dass die Labour-Partei bei Nachwahlen in den jüngsten Monaten mit mehr als 20 Prozent gewonnen habe.
"Das war nicht nur eine kleine Botschaft, das war nicht nur ein Gemurmel", meinte Starmer noch, "das war ein Schrei aus Blackpool. Wir wollen den Wandel. Und Blackpool spricht für das ganze Land, wenn es sagt, dass wir jetzt genug haben, nach 14 Jahren des Versagens, 14 Jahren des Niedergangs."
Rebellen sind vorbereitet
Ganz überraschend war das natürlich nicht. “Einige Verluste waren unvermeidlich”, kommentierte Politikwissenschafter John Curtice von der University of Strathclyde bei der BBC. “Die meisten Sitze, die gewählt wurden, waren bereits im Mai 2021 umkämpft. Damals lagen die Konservativen in den nationalen Umfragen sechs Punkte vor der Labour Party. Jetzt liegen sie 20 Punkte zurück." Doch das Ausmaß ihrer bisherigen Verluste wird die Konservativen beunruhigen.
So sehr, dass sie einen Misstrauensantrag gegen Premier Rishi Sunak stellen? Der 2. Mai war hatten seine Kritikern seit Langem rot im Kalender angestrichen. Laut Politico hat eine Rebellenfraktion vorab sicherheitshalber Pläne ausgearbeitet, um zuschlagen zu können, falls die Tory-Abgeordneten Lust auf eine Runde Königsmord signalisierten. "Es ist alles vorbereitet, jetzt liegt es an den Abgeordneten, zu entscheiden, was sie tun wollen", sagte ein anonymer Verschwörer.
Doch es ist fraglich, ob ein Wechsel an der Spitze so kurz vor den Parlamentswahlen sinnvoll ist.
Kleiner Etappensieg
Sunak selbst wollte sich Freitagnachmittag jedenfalls noch nicht geschlagen geben. Die Ergebnisse seien derzeit zwar "enttäuschend" räumte er ein. Aber: "Ich konzentriere mich darauf, etwas für die Menschen in diesem Land zu tun."
Minimale Erleichterung kam für ihn, als zumindest der heiß umkämpfte Bürgermeisterposten im nordenglischen Tees Valley in Tory-Hand blieb.
Und zumindest Johnsons Stimme konnte am Ende doch noch den Konservativen zugerechnet werden. Er war noch einmal mit Fotoausweis ins Wahllokal zurückgekehrt.
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