"Worte des Generalissimus": Medwedew liest aus Stalin-Telegramm vor

"Worte des Generalissimus": Medwedew liest aus Stalin-Telegramm vor
Der ehemalige russische Präsident fällt seit Kriegsbeginn mit bissiger Rhetorik auf. Nun las er Rüstungsvertretern ein Telegram Stalins vor.

Dmitrij Medwedew galt im Westen einst als liberaler Hoffnungsträger, in ihm ruhten Hoffnungen des Westens, die Beziehungen zu Russland kitten zu können. 

Spätestens seit dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine mimt der ehemalige Präsident und jetzige Vize-Chef des Sicherheitsrats den lautstarken Kreml-Propagandist mit scharfer Kriegsrhetorik. 

Die Ukraine sei eine "Missgeburt", die von den Landkarten der Welt getilgt gehöre.

Die NATO würde einen "hybriden Krieg" gegen Russland führen, die Waffenlieferungen des Westens setzt der 57-Jährige mit einem Angriff auf sein Vaterland gleich. Und Verbündete des Gegners würden legitime Ziele für einen Angriff darstellen, drohte Medwedew der NATO mit einem Angriff.

Auch vor dem Einsatz von Atomwaffen schreckt er nicht zurück: "Wenn die USA eine Niederlage Russlands wollen, dann haben wir das Recht, uns mit jeder Waffe zu verteidigen - auch mit der atomaren."

Raketen auf den Deutschen Bundestag

Am Donnerstag veröffentliche die staatliche Nachrichtenagentur Tass ein Interview mit Medwedew mit durchaus brisanten Ansagen. Eine Festnahme Putins im Ausland infolge des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs stelle nach Medwedew eine Kriegserklärung an sein Land dar. 

Und sollte es Deutschland wagen, Putin wie angekündigt aufgrund des internationalen Haftbefehls zu verhaften, würde Russland im Gegenzug Raketen auf den Bundestag und das Kanzleramt abfeuern.

Eine Belebung der Beziehungen zwischen dem Westen und Russland ist für Medwedew in naher Zukunft ausgeschlossen.

Aus Stalin-Telegramm vorgelesen

Mehr als ein Jahr nach Kriegsbeginn hat Medwedew zur Steigerung der heimischen Waffenproduktion zu einer aufsehenerregenden Methode gegriffen: Vor Vertretern einer nationalen Rüstungskommission zitierte der 57-Jährige den Sowjetdiktator Josef Stalin (1879-1953), wie aus einem von mehreren Videos hervorgeht, die Medwedew selbst am Donnerstagabend sowie Freitagvormittag in sozialen Netzwerken veröffentlichte.

Medwedew gilt als glühender Verfechter des brutalen russischen Angriffskriegs auf das Nachbarland.

In dem Video ist zu hören, wie er - am Kopfende eines langen Tisches sitzend - aus einem Telegramm Stalins aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs vorliest, in dem dieser eine Fabrik in der Stadt Tscheljabinsk zur pünktlichen Produktion von Panzerteilen aufruft. 

"Sollte sich in ein paar Tagen herausstellen, dass Sie Ihre Pflicht gegenüber dem Vaterland verletzen, so werde ich damit beginnen, Sie wie Verbrecher zu zerschlagen", heißt es in dem Schreiben aus dem Jahr 1941 weiter.

"Ich will, dass Sie mir zuhören"

Anschließend sagt Medwedew, der mittlerweile Vize-Chef des russischen Sicherheitsrats ist, in die Runde: "Kollegen, ich will, dass Sie mir zuhören und sich an die Worte des Generalissimus erinnern."

Mehrere russische Medien berichteten anschließend über diesen ungewöhnlichen Auftritt.

Später veröffentlichte Medwedew auch Ausschnitte aus einem Interview mit russischen Journalisten. Darin behauptete er einmal mehr, Russland kämpfe eigentlich gar nicht gegen die Ukraine, sondern gegen die gesamte NATO.

Die russische Propaganda schiebt die Schuld an dem Krieg, den Kremlchef Wladimir Putin am 24. Februar 2022 selbst begonnen hat, immer wieder dem Westen zu.

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