Er war Kohls Kronprinz, dann Weichensteller großer politischer Entscheidungen wie jene für Berlin als Hauptstadt. Aber er war auch der Machterhalter für einen überständigen Kanzler und seine späten von politischer Lähmung geprägten Jahre – und zuletzt war er dessen Verteidiger, aller politischen Vernunft und allem Anstand zum Trotz.
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Ein Bruch bis ans Lebensende
Der Bruch aber, der dann folgen sollte, reichte über den Tod Helmut Kohls hinaus – und wohl auch über jenen Schäubles, der am Dienstagabend mit 81 Jahren gestorben ist.
Es blieb einer anderen überlassen, Helmut Kohl von seinem Podest zu stürzen, der zweiten mit Sicherheit historischen Figur, die Schäuble durch alle politischen Höhen und Tiefen begleitete: Angela Merkel.
Europas Sparmeister
Als CDU-Generalsekretärin zwang sie Kohl dazu, den Ehrenvorsitz der Partei zurückzulegen – und fällte Schäuble, der sie selbst ins Amt gehievt hatte, gleich dazu: Der musste auf den Parteivorsitz verzichten.
Schäuble blieb trotzdem Zentralfigur der deutschen Politik – und vor allem Weichensteller der Politik Angela Merkels. Bedingungslos loyal sollte er dann nicht mehr sein. Als Finanzminister vertrat er in der europäischen Finanzkrise eine andere Linie als die Kanzlerin. Er forderte den Rauswurf von Griechenland, dessen Kollaps die Krise ausgelöst hatte, aus der Eurozone.
Härte gegen Griechenland
Diese Forderung setzte Schäuble zuletzt nicht durch. Die Härten aber, die Griechenland aufgebürdet bekam, trugen seine Handschrift. Europas Sparmeister, wie man ihn damals nannte, blieb bei seiner Linie. Eine Revolte gegen die Kanzlerin, wie sie viele erwarteten, blieb für ihn trotzdem undenkbar.
Er wäre sehr gerne Bundeskanzler, das gestand Wolfgang Schäuble schon offen ein, als er noch Kohls Laufbahn dirigierte. Doch an die Spitze der Republik, egal ob als Kanzler oder als Bundespräsident, schaffte er es nicht. Das Attentat von 1990 hatte ihn, den bis dahin unermüdlichen Sportler, in den Rollstuhl verbannt. Der Gedanke, damit ins Kanzleramt einzufahren, den mochten andere anstellen, Schäuble äußerte ihn nicht mehr.
Politische Demontage
Die Liste der Ämter, die der „ewige Abgeordnete“ auf seinem politischen Lebensweg innehatte, ist trotzdem beeindruckend: Chef des Kanzleramtes, Innenminister, Finanzminister, Präsident des Bundestages – und zuletzt Alterspräsident.
Die politische Demontage aber, die Helmut Kohl schon vor seinem Tod erleben musste und die auch Angela Merkel droht, wird Schäuble wohl erspart bleiben. Selbst harte Kritiker würdigten ihn zuletzt als großen Politiker. „Sperriger Held“ nennt ihn einer – das sollte halten.
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