"Wir sehen unsere eigenen Töchter in diesen Mädchen"

Sichtlich betroffen zeigte sich die US-First-Lady, selbst zweifache Mutter, über das Schicksal der Mädchen
Michelle Obama hielt anstelle ihres Mannes dessen wöchentliche Ansprache. Sie forderte die Freilassung von 200 entführten Schülerinnen.

Knapp ein Monat ist vergangen, seit Kämpfer der Boko Haram im Norden von Nigeria rund 200 Schülerinnen verschleppten. Was aus ihnen wurde, ist nach wie vor ungewiss. Der Führer der radikal-islamischen Terrorgruppe, deren Name so viel wie "Westliche Bildung ist Sünde" bedeutet, hat angedroht, die Mädchen zu verkaufen. Frauen, wetterte er in einer Videobotschaft, sollten nicht lernen, sondern heiraten.

Bei Demonstrationen und in sozialen Netzwerken auf der ganzen Welt fordern besorgte Menschen die Freilassung der Mädchen. Darunter auch Prominente wie Michelle Obama, die First Lady der USA. Diese Woche twitterte die 50-Jährige bereits ein Bild mit der Forderung "Bringt unsere Mädchen zurück" von sich und erregte damit viel Aufsehen.

Um ihrem Anliegen noch mehr Gewicht zu verleihen, setzte Michelle Obama am Samstag, einen Tag vor dem heutigen Muttertag, einen ungewöhnlichen Schritt: Anstelle ihres Mannes hielt sie die traditionelle wöchentliche Präsidenten-Ansprache. Diese wird im Radio übertragen und als Video auf die Homepage des Weißen Hauses gestellt (www.whitehouse.gov).

"Wie Millionen von Menschen rund um den Globus sind mein Mann und ich wütend und erschüttert", sagt die frühere Anwältin in der rund fünf Minuten dauernden Aufnahme. "Barack und ich sehen unsere eigenen Töchter in den Mädchen."

Kein Einzelfall

Was im Norden von Nigeria geschehe, wo der Terror der Boko Haram schon bis zu 4000 Menschen das Leben gekostet und eine Viertelmillion Menschen in die Flucht getrieben hat, sei kein Einzelfall: Weltweit gingen 65 Millionen Mädchen nicht zur Schule, so Obama. Sie erinnerte auch an das Schicksal der 16-jährigen Pakistanerin Malala Yousafzai, die sich seit Jahren für die Bildung von Mädchen einsetzt und 2012 ein Schussattentat der Taliban knapp überlebte.

Die erste First Lady, die die wöchentliche Rede statt ihres Mannes gehalten hatte, war 2001 Laura Bush. Nach den Terroranschlägen vom 11. September verurteilte sie die Unterdrückung von Frauen durch das afghanische Taliban-Regime.

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