Deutsches Kanzleramt über Jahrzehnte belauscht

Die Regierungschafs der letzten Dekaden wurden belauscht
Unter den abgehörten Regierungschefs sind laut der Enthüllungsplattform WikiLeaks Merkel, Schröder und Kohl.

Der US-Geheimdienst NSA hat das deutsche Kanzleramt nach Informationen der Enthüllungsplattform Wikileaks über Jahrzehnte abgehört. Das berichteten die "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR am Mittwochabend unter Berufung auf Wikileaks-Unterlagen, die sie im Voraus einsehen konnten. Betroffen waren demnach neben der Regierung von Angela Merkel offenbar auch die Regierungen ihrer Vorgänger Gerhard Schröder und Helmut Kohl. Auf der nun veröffentlichten Liste mit NSA-Spähzielen stehen dem Bericht zufolge insgesamt 56 Nummern, von denen etwa zwei Dutzend bis heute die aktuellen Nummern aus Merkels engster Umgebung seien. Darunter seien die Durchwahlen ihrer Büroleiterin und Vertrauten Beate Baumann, des Kanzleramtsministers Peter Altmaier und des für die Koordination der Geheimdienste zuständigen Staatssekretärs Klaus-Dieter Fritsche. Unions-Fraktionschef Volker Kauder sei unter der Bezeichnung "Parl Merkel Advisor Kauder" aufgeführt. Zu finden sei auch die bis heute aktive Handynummer des früheren Kanzleramtschefs Ronald Pofalla.

Bereits vor einer Woche war durch Wikileaks bekannt geworden, dass die NSA wohl mindestens bis zurück in die 1990er Jahre weite der Teile der deutschen Regierung ausgespäht haben soll. Altmaier hatte daraufhin US-Botschafter John B. Emerson ins Kanzleramt zitiert.

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