Wie umgehen mit dem Twitter-Präsidenten?

Donald Trump twittert weiter. Das überfordert viele und stellt die Medien vor neue Herausforderungen.

„Niemandem sollte es erlaubt sein, eine amerikanische Flagge zu verbrennen – wenn sie es tun, muss es Konsequenzen geben – vielleicht Verlust der Staatsbürgerschaft oder ein Jahr Gefängnis.“ Schreibt Donald Trump Dienstag auf Twitter. Ist das jetzt nur so ein spontaner Gedanke, eine persönliche Meinung? Oder eine Ankündigung, die Gesetze dahingehend zu ändern? Und wenn Zweiteres, weiß der gewählte Präsident, dass das Flaggenverbrennen unter die Meinungsfreiheit fällt und es verfassungswidrig ist, jemandem als Strafe die Staatsbürgerschaft zu entziehen?

Twitter als Ventil

Der twitternde President-elect ist eine Herausforderung – für die Medien, für die Öffentlichkeit, für die Weltpolitik. Niemals zuvor hat ein Mann in dieser – oder einer ähnlich mächtigen – Position seine Gedanken so ungefiltert in die Welt geblasen wie Donald Trump mit seinen 16,3 Millionen Followern auf Twitter. Noch dazu, wo der gewählte Präsident sehr impulsiv handelt und Twitter offenbar als sein Ventil betrachtet. Ohne sich mit seinen Beratern abzusprechen. Das wird, wenn er Twitter im Amt weiter so nutzt, ziemlich sicher irgendwann zu einer diplomatischen Krise führen, weil das, was er twittert, ganz und gar nicht diplomatisch ist. Aber schon jetzt müssen sich Medien die Frage stellen, wie sie mit Trumps Twitteraccount umgehen.

Ist jeder Tweet eine Meldung wert oder sollte der Trump-Stream-of-Consciousness nicht besser manchmal ignoriert werden? „Trump weiß um den Wert einer guten Show und er weiß, dass die Medien immer einen Hasen brauchen, dem sie nachjagen können. Also gibt er ihnen einen Hasen, bevor sie sich ihren eigenen suchen“, sagt der Trump-Vertraute Newt Ginrich zu politico. Er vermutet also, dass Trump seine Tweets ganz bewusst einsetzt, um die Medien zu beschäftigen und von wichtigeren Themen abzulenken. Zudem hat Trump auf jeden Fall verstanden, dass er die Medien nicht mehr braucht, um seine Botschaften loszuwerden – ungefiltert, unkommentiert und ohne journalistische Einordnung.

Trump versus CNN

Insofern ist es dann doch wieder Aufgabe der Medien, Trumps Tweets einzuordnen und eben darauf hinzuweisen, dass eine seiner – oft frühmorgendlichen – Ankündigungen verfassungswidrig ist. Oder darauf hinzuweisen, dass Trump keinerlei Beweise hat, wenn er behauptet, dass es Wahlbetrug gegeben hätte, ohne den er nicht nur das „electoral college“, also die Wahlmännerstimmen, sondern auch die „popular vote“, also die absolut abgegebenen Stimmen gewonnen hätte (hier liegt Hillary Clinton mit rund zwei Millionen Stimmen vorne).

Auch seine Schwerpunkte und Interessen sind in seinem Twitterfeed erkennbar, wie der Politico-Journalist Dan Diamond kurz nach der Wahl feststellte:

In seinen vielleicht bizarrsten Tweets seit der Wahl attackierte Trump gestern auch den CNN-Journalisten Jeff Zeleny, der anmerkte, dass Trump keine Beweise für Wahlfälschungen habe: Er retweetete einen User, der anmerkte, Zeleny habe auch keine Beweise, dass die Wahl nicht gefälscht sei und legte ihm nahe, diese zu finden. Zeleny, retweetete er einen anderen User, sei ein „generischer Möchtegern-Journalist“. Trump ergänzte: „CNN checkt es immer noch nicht. Sie werden es nie lernen.“ Schließlich fasste Trump seine Sicht der Dinge selbst zusammen: „CNN ist so betreten wegen ihrer totalen (100%igen) Unterstützung für Hillary Clinton und dass sie trotzdem klar verloren hat, dass sie nicht wissen, was sie jetzt tun sollen.“

Einen einzelnen Journalisten direkt und brutal anzugreifen, das ist ein Novum für einen US-Präsidenten. Sollte es Trump mit seinen Beleidigungen übrigens übertreiben, sollte er die Regeln von Twitter brechen, hat Twitter bereits angekündigt, dass es auch Trumps Account sperren würde. „Die Twitter-Regeln gelten für alle Accounts“, hieß es in einer Stellungnahme an das Magazin Slate. Sie untersagen unter anderem Drohungen, Belästigungen und hasserfülltes Auftreten.

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