In puncto Aktionen zeigt Großbritannien ähnlich klare Kante, im Gegensatz zu der als uneinig gesehenen EU. Nach der Entsendung von Panzerabwehrwaffen überlegt London etwa, hunderte Soldaten zu den NATO-Nachbarn der Ukraine zu schicken. Auch China entkommt der Truss-Schelte nicht: Die "globalen Aggressoren" Peking und Moskau fühlten sich ermutigt, "Diktatur rund um die Welt zu exportieren".
"Den Europäern weit voraus"
Wie sehr sich die Briten aus dem Fenster lehnen, entgeht auch Experten nicht. "Wir bilden seit 2015 ukrainische Streitkräfte aus und haben Panzerabwehrwaffen geschickt", sagte ein britischer Ex-Diplomat der BBC: "Damit sind wir den Europäern weit voraus."
Wieso aber treten die Briten so mutig und scheinbar ohne Sorge vor Konsequenzen auf? London setzt nicht nur auf den Rückhalt der NATO und USA, sondern versucht auch, Premier Johnsons "Global Britain"-Slogan endlich in weltpolitische Taten umzuwandeln. Ein Fokus dabei sind Demokratie, Menschenrechte und Freihandel.
"Die starke Unterstützung für die Ukraine in dieser Krise ist ein dramatischer Wechsel", erklärt Jamie Gaskarth, Außenpolitik-Experte an der Open University, dem KURIER und spricht von einem "viel selbstbewussteren" Auftreten. "Großbritannien ist nicht über eine Reaktion Russlands besorgt, weil es geografisch weit entfernt ist und nicht auf Energielieferungen angewiesen, aber Russland als echte Bedrohung sieht."
Die neue Thatcher
Ähnliches gilt für China. "Hier ist man von einer ,goldenen Periode‘ der Beziehungen unter David Cameron zur Einschätzung Chinas als ,systemischem Rivalen‘ übergegangen". Truss, die sich gerne als die neue Margaret Thatcher stilisiert, scheint die aktivere britische Rolle auf der Weltbühne mit Freude zu spielen. "Ich glaube nicht, dass mich irgendjemand als diplomatisch bezeichnen würde", sagte sie einst der BBC. Allerdings hat sie laut Guardian in der Regierung auch den Spitznamen "menschliche Handgranate".
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