"Lieber Wladimir!" Wie Siegfried Wolf für Putin Autos bauen will

"Lieber Wladimir!" Wie Siegfried Wolf für Putin Autos bauen will
Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf, seit Jahren in Russland engagiert, soll mitten im Krieg laut "Spiegel" an milliardenschwere Plänen arbeiten.

Wer Großes vorhat, der wendet sich am besten damit gleich einmal an einen hochrangigen Adressaten. "Lieber Wladimir Wladimirowitsch", so beginnt das Schreiben des Österreichers Siegfried Wolf an seinen langjährigen guten Freund, Russlands Präsident Wladimir Putin.

Ein Schreiben, das dem deutschen Magazin "Spiegel" vorliegt. Es ist Jänner 2023, mitten im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, und Wolf, der seit Jahren in Russland als Autobauer engagiert ist, hat ein riesiges Projekt, für das er Unterstützung direkt aus dem Kreml braucht.

60 Milliarden Rubel

Er braucht dafür allerdings 60 Milliarden Rubel. Mit dieser Summe, umgerechnet rund 800 Millionen Euro, will Siegfried Wolf die russische Automobilindustrie retten. 270.000 Fahrzeuge will er jährlich in Russland produzieren lassen.

Ein Werk von VW

Wo genau, auch diese Frage beantwortet Wolf in seinen Plänen bereits detailliert. Zwei russische Autowerke will er dafür von neuem hochfahren, vor allem eines in Kaluga, südwestlich von Moskau, Das gehört dem VW-Konzern und fährt seit Kriegsbeginn nur noch auf Sparflamme. Eine "grundsätzliche Einigung mit dem Topmanagement von Volkswagen", schreibt Wolf an Putin, sei bereits erfolgt, spätestens im März werde die Entscheidung "vom Aufsichtsrat des Konzerns endgültig genehmigt".

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Bei der Eröffnung eines Magna-Werks in St. Petersburg 2010

 

Was sich auf den ersten Blick wie Träumereien anhört, hat - zumindest wirtschaftlich - Hand und Fuß. Immerhin gehört der Österreicher zu den wichtigsten Köpfen der deutschen Autoindustrie. Er sitzt in den Kontrollgremien des deutschen Zulieferers Schaeffler sowie der Porsche SE, der milliardenschweren Holding der Porsches und Piëchs, zu der auch Volkswagen gehört.

Und Wolf gilt als Türöffner nach Russland, mit besten politischen und persönlichen Kontakten. Immerhin war er Spitzenmanager im Firmenimperium des Oligarchen Oleg Deripaska, der ja auch in Österreich als Großinvestor aufgetreten ist und er hat tatsächlich freundschaftliche Kontakte zu Putin. Wann immer der Präsident in Österreich auftaucht, ob auf Staatsbesuch, oder privat, Wolf ist auch dabei.

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Putin mit Wolf im Österreich-Haus in Sotschi

 

Während andere Unternehmer sich aus Russland zurückziehen, steigt Wolf immer größer ein. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, - auch der KURIER berichtete ausführlich - dass Wolf das Russland-Geschäft des deutschen Autozulieferers Schaeffler aufkaufen will. Wolf bestätigte damals die Pläne. 

Beim VW-Deal, den Wolf Putin vorgeschlagen hat, sieht es dagegen nicht so rosig aus, wie der "Spiegel" berichtet. Bei VW soll man mit dem Werk in Kaluga längst andere Pläne haben. Hinter den Kulissen soll es rund um das Geschäft ein erbittertes Tauziehen geben, bei dem auch mit juristischen Mitteln gearbeitet wird.

"Keine Rüstungsgüter"

Siegfried Wolf jedenfalls scheint fest entschlossen, seine Position in Russland weiter auszubauen, Krieg hin oder her. Den hat Wolf auf Anfrage des "Spiegel" übrigens scharf verurteilt. Auch an der Produktion von Rüstungsgütern sei er nicht beteiligt, und auch nicht an Geschäften mit Persönlichkeiten, die auf Sanktionslisten stehen. Deripaska jedenfalls steht seit längerem auf Sanktionslisten der USA.

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