Welt-Ranking: Kein Land tut genug für das 1,5-Grad-Ziel

KLIMA-GLOSSAR: CO2 / GASKRAFTWERK
Die NGO Germanwatch präsentierte Klimaschutz-Index CCPI - Österreich rangiert unverändert auf dem 32. Platz unter 63 Ländern weltweit bzw. auf Rang 14 im EU-Vergleich

Trotz der sich verschlimmernden Klimakrise ist die Klimapolitik zahlreicher Staaten höchstens Mittelmaß. Das geht aus dem jährlichen Klimaschutz-Index (CCPI) hervor, den die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch am Freitag bei der Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) veröffentlicht hat. 

Österreich rangiert unverändert auf Platz 32, zwischen Kolumbien (31) und Lettland (33), und im EU-Vergleich auf Rang 14.

Selbst bisherige Vorreiter-Länder wie Dänemark "scheinen heute weiter vom Erreichen der Pariser Klimaziele entfernt zu sein als in den vergangenen Jahren", warnte der Mit-Autor Niklas Höhne vom Forschungsinstitut NewClimate Institute. Erstmals seit dem ersten Klimaschutz-Index im Jahr 2005 bekam in der Teilbewertung "Klimapolitik" kein einziges Land die Note gut. Weil laut den Studienautoren keines der 63 eingehend untersuchten Länder genug für eine sehr gute Gesamtwertung getan hat, bleiben die ersten drei Plätze des Klimaschutz-Index wie in den vergangenen Jahren leer.

Denmark Climate Strike Green Friday

Den obersten Platz vier belegt erneut Dänemark, Schlusslichter sind drei Ölstaaten: das COP-Gastgeberland Vereinigte Arabische Emirate, der Iran und schließlich Saudi-Arabien auf dem letzten Platz. Deutschland stieg im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze auf Rang 14, bekommt in den vier Untersuchungskategorien Treibhausgasemissionen, Erneuerbare Energie, Energienutzung und Klimapolitik aber weiterhin nur mäßige Noten. Die Gründe dafür lägen "vor allem in einer klimapolitisch zu schwachen Verkehrspolitik, der Abschwächung des Klimaschutzgesetzes sowie einem am Ende verwässerten Gebäudeenergiegesetz", erläuterte Co-Autor Jan Burck von Germanwatch.

"Österreich hat in einzelnen Bereichen Fortschritte gemacht, aber zum glaubwürdigen Vorreiter fehlt noch sehr viel. Bund und Länder sind in allen Bereichen massiv gefordert", analysierte WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner das Ranking-Ergebnis. 

Link zur Homepage von Germanwatch: Österreich

Besonders schlecht schneide Österreich beim Kriterium sparsame Energienutzung ab. Zudem fehlten ein Klimaschutzgesetz und ein Ausstieg aus der Subventionierung fossiler Brennstoffe. Ausdrücklich gelobt würden hingegen das Klimaticket, der Einstieg in die CO2-Bepreisung, die Bahn-Offensive und die Unterstützung für Erneuerbare Energien.

Zug Klimaticket

Österreich bleibe mit der abgeschlagenen Platzierung weiter hinter Staaten wie Portugal, Deutschland oder Brasilien zurück, kritisierte Greenpeace und forderte von der schwarz-grünen Regierung, "ihr letztes Regierungsjahr zu nutzen, um das überfällige Klimaschutzgesetz zu beschließen und ein Ende der Öl- und Gasförderung in Österreich gesetzlich zu verankern". Nur dann könne sich Österreich zukünftig als Klimaschutzvorreiter positionieren.

Boom der Erneuerbaren

International betrachtet gibt der Untersuchung zufolge ein weltweiter Boom der erneuerbaren Energien, Batterien, Wärmepumpen und Elektromobilität "Grund zur Hoffnung". "Noch nie wurden weltweit so viele Kapazitäten installiert wie 2022", heißt es. Dieser Zuwachs müsse nun aber auch "exponentiell weitergehen, um die nach wie vor dominanten fossilen Energieträger zurückzudrängen".

Die Berichtsautoren erhoffen sich von der Weltklimakonferenz in Dubai einen "Schub beim notwendigen Klimaschutz". Dazu müssten die Verhandler aus fast 200 Staaten aber "bindende Beschlüsse" fassen für eine Verdreifachung der weltweiten Erneuerbaren-Kapazitäten und eine Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030 sowie eine Halbierung der Treibhausgas-Emissionen bis 2030 insbesondere durch ein Zurückfahren der Nutzung von fossilen Energieträgern wie Öl und Kohle.

Ein Bekenntnis zum weltweiten Ausstieg aus fossilen Energien ist ein entscheidender Streitpunkt, der die am Freitag begonnene zweite Verhandlungswoche bestimmen wird. Offiziell soll die Konferenz am 12. Dezember enden, ein Überziehen wie in den Vorjahren ist aber nicht ausgeschlossen.

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