Wehrschütz: "Es wird immer heißer hier"
Er ist das Gesicht des ORF aus der Ukraine und bestens informiert. Die Geschichte vom selbst ernannten Verteidigungsminister der "Volksrepublik Doneszk", der sich nach der Katastrophe mit dem Abschuss der vermeintlichen Antonow 26 brüstete, hat er als einer der ersten "gehabt". "Es wird immer heißer hier", sagt Christian Wehrschütz (53) am Telefon zum KURIER und meint die Lage an der Absturzstelle, die man kaum mit Worten beschreiben kann.
"Männer vom ukrainischen Katastrophenschutzministerium haben begonnen, die Leichen einzusammeln, auf den Feldern signalisieren weiße Fähnchen die Fundorte, überall liegen Leichenteile, am Straßenrand die Säcke zum Abtransport – und der Verwesungsgeruch wird immer stärker." Wehrschütz hat die Szenen mit Handy gefilmt, um später jungen Journalisten zu zeigen, "womit sie im Einsatz auch rechnen müssen".
Das nahe gelegene Dorf Grabowe habe unglaubliches Glück gehabt: Wären die Trümmer ein paar hundert Meter weiter niedergegangen, hätte es auch dort Tote gegeben.
"Zur Zeit sind ein Dutzend OSZE-Leute vor Ort, die die ganze Gegend abgehen", erzählt Wehrschütz. Sie würden nicht mehr behindert. "Aber das sind keine Absturzexperten, die sondieren, wie die Aufräumungsarbeiten und die künftigen Untersuchungen organisiert werden können." Sind die Separatisten inzwischen kooperativ oder haben gar schlechtes Gewissen? "Nein, die sind nur interessiert am Abtransport der Opfer. Und haben kein schlechtes Gewissen, weil sie überzeugt sind, dass nicht sie das Flugzeug abgeschossen haben."
Der Balkankorrespondent ist seit Ausbruch der Ukraine-Krise Mitte Jänner fast ohne Unterbrechung vor Ort. Von 1992 bis ’98 hat er in der Ukraine gelebt und spricht Russisch und Ukrainisch.
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