Wegen Kosovo: Serbischer Präsident Vučić kritisiert EU

Informal meeting EU-Western Balkans leaders
Man habe Belgrad kein Angebot für den Kosovo gemacht. Die EU-Beitrittsperspektive sei "ein großes Nichts".

Der serbische Präsident Aleksandar Vučić hat scharfe Kritik an der Haltung der EU im Konflikt mit dem Kosovo geübt. Diese biete im Gegenzug für die Anerkennung der früheren serbischen Provinz lediglich einen "leichteren" Weg Richtung EU, das sei "ein großes Nichts", sagte Vučić in einem Interview in der Sonntagsausgabe der "Kleinen Zeitung". Mit Russland und China habe sein Land hingegen "beste Beziehung", dafür schäme er sich auch nicht.

Konkret antwortete Vučić auf die Frage, warum Serbien die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkenne: "Was uns jetzt alle bieten, das ist nichts. Sie sagen uns, stimmt für die Unabhängigkeit des Kosovo, dann wird der Weg Richtung EU leichter sein, das ist ein großes Nichts. Niemand garantiert uns dafür etwa die Mitgliedschaft in der EU", kritisierte das serbische Staatsoberhaupt. "Niemand hat uns im Westen etwas für den Kosovo angeboten, außer unserer Erniedrigung, abgesehen von den USA, die uns Wirtschaftshilfe für die Entwicklung unserer Beziehungen angeboten haben", so Vučić weiter.

"Wollen ein Teil Europas sein"

Serbien könne aber nicht zur Anerkennung des Kosovo gezwungen werden, ohne dass es etwas dafür bekomme, sagte er, ohne genaue Forderungen zu nennen. Gleichzeitig zeigte der Chef der rechtsnationalen Regierungspartei SNS Kompromisswillen, denn er sei gegen einen "eingefrorenen Konflikt". Der Kosovo hatte bereits 2008 seine Unabhängigkeit erklärt.

International liegt Serbien nach Ansicht des Präsidenten an einer "Wegkreuzung". Sowohl die USA als auch China, Russland und die EU würden als "imperiale Mächte auftreten". Vučić: "Man muss jeden Tag kämpfen, und das ist nicht leicht."

Zwar sei er "oft nicht ganz glücklich und zufrieden wegen der Haltung, die die EU uns gegenüber zeigt", Serbien sei aber "eindeutig auf dem europäischen Weg" und wolle ein Teil Europas sein. 2014 wurden die EU-Beitrittsgespräche mit Serbien aufgenommen, seither wurden aber nur zwei der insgesamt 35 Verhandlungskapitel geschlossen.

"USA populärer geworden"

Die USA seien bis vor Kurzem das "unpopulärste Land" in Serbien gewesen. Durch Präsident Donald Trump, aber auch den neuen Botschafter Anthony F. Godfrey, "der anders auftritt als seine Vorgänger", habe sich dies aber geändert. Godfrey benehme sich nicht "wie der Verwalter einer Kolonie", erklärte Vučić und teilte einen weiteren Seitenhieb Richtung EU aus: "Weit mehr Arroganz gibt es bei Vertretern anderer westlicher Staaten."

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