Washington überlegt Assad-Unterstützung

Assad soll angeboten haben, gemeinsam gegen Islamisten zu kämpfen.
Dschihadisten-Armeen könnten die USA zu einem Kurswechsel gegenüber Assad zwingen.

In Washington zeigt man sich zunehmend besorgt über den Einfluss radikal-islamischer Kämpfer auf syrischem Boden, die mit dem Terrornetzwerk El Kaida verbunden sind. Das Land kann zu einer Drehscheibe für Angriffe auf Europa und Israel werden, heißt es. Laut Medienberichten soll jüngst der syrische Präsident Bashar al-Assad den USA angeboten haben, gemeinsam militante Islamisten in der Region zu bekämpfen.

Auch wenn – oder gerade weil – die syrische Exilopposition das Gerücht so heftig dementiert, glauben immer mehr Experten an einen möglichen Kurswechsel Washingtons. In einem Interview mit CNN warnten zuletzt zwei führende Mitglieder der Geheimdienstausschüsse im US-Kongress, die demokratische Senatorin Dianne Feinstein und der Republikaner Mike Rogers aus dem Repräsentantenhaus, die Amerikaner seien heute „nicht sicherer“ vor Terrorangriffen als 2011. Damit widersprachen beide öffentlich US-Präsident Barack Obama. Im Mai hatte Obama in einer Rede das Ende des Krieges gegen den Terrorismus angekündigt.

Islamisten aus Europa

El-Kaida-Chef Ayman al-Zawahiri würdigte jüngst Syrien als vielversprechenden Standort für das Terrornetzwerk. Die Zahl islamistischer Kämpfer dort stieg vor allem 2013 sprunghaft. Viele Dschihadisten kommen aus dem Ausland, um sich den Rebellen anzuschließen. Experten zufolge sollen sich seit Beginn des Bürgerkriegs etwa 1200 Muslime aus Westeuropa dem Kampf angeschlossen haben. Dies könne auch zu einer Terrorgefahr für Europa werden. Was in Syrien gerade passiere, sei Teil der Prozesse in anderen Ländern der Region, sagt US-Terrorismusexperte Bruce Riedel, ein früherer CIA-Mitarbeiter, zum KURIER. „El Kaida hat den Arabischen Frühling von Syrien bis Libyen und Ägypten ,gekidnappt‘“, sagte Riedel.

Die Türkei sei mitverantwortlich für den Anstieg der Islamisten in Syrien, erklärte Kemal Kilicdaroglu, der Chef der türkischen Republikanischen Volkspartei (CHP). Der türkische Oppositionsführer war dieser Tage zu einem offiziellen Besuch in Washington. Die schweren Anschuldigungen fielen während eines Vortrages zur türkischen Außenpolitik in Washington. „Wir (CHP, Anm.) hätten El Kaida und den Nusra-Kämpfern nicht erlaubt, die türkische Grenze (nach Syrien, Anm.) zu überqueren“, sagte der türkische Oppositionsführer während einer Diskussion mit Studenten der Eliteuniversität Johns Hopkins. Der Türkei wegen sei der Konflikt in Syrien gewachsen, klagte Kilicdaroglu die Regierung des konservativ-muslimischen Premiers Tayyip Erdogan an.

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