Was ist ein "Einsamer-Wolf"-Attentäter?

Was ist ein "Einsamer-Wolf"-Attentäter?
Der Täter in Würzburg dürfte als ein so genannter "einsamer Wolf" agiert haben.

Mehdi Nemmouche (erschoss bei einem Attentat auf das Jüdische Museum in Brüssel vier Menschen), Andreas Breivik (tötete 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen), Timothy McVeigh (verübte 1995 einen Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City bei dem 168 Menschen starben) oder zuletzt Omar Mateen (richtete 2016 in einem Nachtclub in Orlando ein Blutbad mit 49 Toten an). Alle diese Täter agierten bei ihren Terroranschlägen als sogenannter „Lone-Wolve“ bzw. „Einsamer-Wolf“-Attentäter. Das heißt, sie arbeiten alleine. Ohne Verbindung zu einer Terrororganisation - auch wenn diese die Taten oft für sich beanspruchen - oder sonstigen Helfern. Auch bei der Tat in Würzburg deutete vieles darauf hin, dass es sich um so einen „einsamen Wolf“ handelt.

Das Phänomen dieser Form des Terrorismus ist zwar nicht neu, wurde durch den islamistischen Terror allerdings verstärkt. Sowohl Al-Kaida, als auch der „Islamische Staat“ riefen in der Vergangenheit ihre Anhänger auf, mit Autos, Messern oder auch mit einem Stein „Ungläubige“ weltweit zu töten.

Wer wird zu einem „einsamen Wolf“?

Es ist überraschend, aber noch gibt es nur eine Handvoll Studien zum Thema der „Einsamen-Wolf“-Terroristen. Auch, da viele den jeweiligen Anschlag nicht überlebten. Sarah Teich fasste für das „International Institute for Counter-Terrorism“ (ICT) einige zusammen (hier geht es direkt zum Paper). Demnach fallen diese Attentäter in der Gesellschaft nicht auf, ein „gemeinsames Merkmal ist ihre Normalität“. Allerdings zeigen die „einsamen Wölfe“ deutlich öfter psychische Störungen – Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Depressionen - als Terroristen, die in der Gruppe agieren.

Wie wird man zu einem „einsamen Wolf“?

Einen zentralen Punkt der Radikalisierung sehen Experten im Internet. Denn dort finden Eigenbrötler schnell Anschluss, können sich in Foren austauschen und werden damit leichte Beute für Extremisten – sofern sie sich nicht selbst radikalisieren. Zusätzlich gibt es im Netz zig Artikel und Seiten, die erklären, wie Bomben gebaut oder Waffen beschafft werden können.

Die Intention, einen Anschlag zu begehen, sehen die Experten in einem Zusammenspiel zwischen den „persönlichen Problemen und politischen Zielen“ sowie einer Kombination aus eigener und fremder Ideologie. Gleichzeitig präsentieren Terrororganisationen mit ihrer Propaganda sowohl ein Ziel als auch einen „Grund“ bzw. eine „Entschuldigung“ für einen Anschlag.

Zusätzlich unterteilen „einsame Wölfe“ die Welt in „wir“ und „sie“ auf. Diese Kategorisierung entmenschlicht den „Feind“ und „schwächt die psychologische Barrieren gegen Gewalt“.

Warum sind „einsamen Wölfe“ so eine Gefahr?

Kurz gesagt, weil sie unter dem Radar jedes Geheimdienstes fliegen. Gegenüber dem Focus sagte Enrico Fels, Leiter der Forschungsgruppe Sicherheit und Diplomatie an der Universität Bonn, dass man die Selbstradikalisierung nicht in den Griff bekommen kann und nicht einmal vom „IS“ gesteuert werden könne.

Professor Gabriel Weimann von der Universität von Haifa, der seit Jahren das Phänomen der "einsamen Wölfe" erforscht, kam im Sommer 2012 zu dem Schluss, dass diese mit herkömmlicher geheimdienstlicher Überwachung nicht ausfindig zu machen seien.

Eine wichtige Recherchequelle für Geheimdienste sind Netzwerkverbindungen. Wer telefoniert mit wem? Was schickt wem was für Nachrichten? Agieren die Täter alleine, fällt dies alles weg – und somit haben die Sicherheitsbehörden keine Anhaltspunkte.

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