Was ist dran an der Aufregung um "rassistische Mathematik"?
Rassismus in der Mathematik? Medienberichte über einen Kurs für Lehrer im US-Bundesstaat Oregon regten in den vergangenen Tagen auf. Denn dort schlug die Bildungsabteilung der Gouverneurin (Demokratin Kate Brown) Pädagogen in einem Newsletter vor, sich in Sachen Rassismus zu sensibilisieren - auch, was das Rechnen angeht.
Gefundenes Fressen für rechte und konservative Medien, die berichteten, dass die Regierung mehr oder weniger vorschreibe, falsche Antworten auf mathematische Lösungen gelten zu lassen, weil der Unterricht sonst weiße Schüler bevorzuge.
In einem vom konservativen Kommentator Ben Shapiro geteilten Text etwa hieß es, man wolle behaupten, dass es ein Zeichen von "white Supremacy" (weißer Überlegenheit) ist, "von Schülern zu verlangen, zu zeigen, wie sie zum Ergebnis gekommen sind, oder sich auf das richtige Ergebnis zu fokussieren oder die Entwicklung der Schüler zu verfolgen und sie zu bewerten".
Fox News hebt in einem Artikel hervor, dass die zuständige Bildungsdirektion behaupte, das Konzept, dass Mathematik rein objektiv ist, falsch sei. Und zitiert aus den Unterlagen: "Die Aufrechterhaltung der Idee, dass es immer richtige und falsche Antworten gibt, verewigt die Objektivität sowie die Angst vor offenen Konflikten." Der konservative US-Sender will auch einen "dezidierten antikapitalistischen Unterton" in den Unterlagen gefunden haben.
Online kritisierten viele das Projekt und bestanden darauf, dass die Schulen in Oregon damit versuchten, mit der Mathematik ein Thema zu politisieren, das oft als universelle Sprache mit klaren, objektiven Antworten diene.
Fairer unterrichten?
Doch was ist dran an der Aufregung um die "rassistische Mathematik"? Ist es tatsächlich - wie in den Unterlagen des Kurses beschrieben - ein Zeichen von "white Supremacy", wenn Lehrer von ihren Schülern verlangen, den Rechenweg zum Ergebnis zu zeigen?
"A Pathway to Equitable Math Instruction" heißt der Online-Kurs, der sich damit auseinandersetzt, die Leistung von schwarzen, Latino- und mehrsprachigen Schülern zu verbessern. Denn das Abschneiden genau dieser Gruppen liegt weit hinter dem von weißen Schülern mit englischer Muttersprache.
Dort sollen Lehrer etwa dafür sensibilisiert werden, dass in anderen Kulturen andere Zählweisen verwendet werden. Das Zahlsystem der Azteken etwa basiert auf der Zahl 20 statt auf der Zahl 10.
Werden etwa Schüler von ihrer Familie bei der Hausübung unterstützt, könnte das (richtige) Ergebnis auch auf anderen Wegen gefunden werden.
Man will zudem die Lehrer auch in Sachen Sprache sensibilisieren, heißt es bei der Bildungsdirektion. Multilinguale Kinder hätten teils schwierigere Voraussetzungen, die Aufgaben zu verstehen.
Erfolge
Sensibilisierung wie diese soll bereits in der Vergangenheit durchaus Erfolge gebracht haben. Das hält jedenfalls die Standford Universität in einer Studie fest. Erkennen sich Schüler im Curriculum wieder, sind sie auch aufmerksamer, heißt es dort.
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