Warum Europäer Mitt Romney nicht mögen

Warum Europäer Mitt Romney nicht mögen
Mit dem Republikaner als mächtigsten Mann der Welt würden die Beliebtheitswerte der USA wieder auf Bush-Level fallen, besagt eine Studie.

Der US-Republikaner Mitt Romney kommt bei den Europäern nicht gut an, muss er aber auch nicht.

Laut dem britischen Guardian kann nur einer aus 20 Befragten einer aktuellen Umfrage aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland einem US-Präsidenten Mitt Romney etwas Positives abgewinnen. Tritt am 6. November ein derartiges Szenario ein würden die Beliebtheitswerte der USA sinken – auf ähnliche Werte wie sie Obamas unbeliebtem Vorgänger, George W. Bush, vergönnt waren.  

Für die Studie wurden mehr als 12.000 Personen aus Europa, dem Nahen Osten, Nordafrika, Pakistan und China befragt. Die Studie wurde als Vorbereitung für das YouGov-Cambridge Forum in Auftrag gegeben.

Böser Trip

Bei den schlechten Umfragewerten mitgespielt hat sicher auch Romneys desaströser Europatrip. Vor allem bei den Briten kommt er nicht gut weg. Mit seiner Kritik an den Olympischen Spielen hat er sich keine Freunde gemacht. Im Gespräch mit dem US-Fernsehsender NBC hatte er beispielsweise den Stand der Sicherheitsvorkehrungen in London als "beunruhigend" bezeichnet.

47 Prozent der britischen Befragten haben angegeben, dass ein Sieg Romneys ihre Haltung den USA gegenüber negativ beeinflussen würde, nur drei Prozent würden seinen Sieg befürworten. In Deutschland und Frankreich kommt Romney ähnlich schlecht weg – 48 Prozent der deutschen Befragten und 38 Prozent der französischen Befragten lehnen einen Sieg Romneys ab.

Wo Romney punktet

Weniger Gegenwehr kommt aus Pakistan (13 Prozent pro, neun Prozent gegen Romney). Die Erklärung ist einfach: Militärische Einsätze der USA in der Region haben nicht selten zu zivilen Opfern geführt - Obamas außenpolitische Agenden wurden oft als unangebrachte Einmischung empfunden. Auch im Nahen Osten und in Nordafrika stehen "nur" acht Prozent Romney negativ gegenüber. Die Ursache ist zum Teil auf Enttäuschungen durch die Obama-Regierung zurückzufähren, beispielsweise dem Nichtzustandekommen einer Lösung des Nahost-Konflikts.

Warum das alles Romney egal sein kann

Mitt Romney kommt also bei den Europäern nicht so gut an – freundlich ausgedrückt. Aber das kann ihm auch egal sein. Im Gegenteil, die Ablehnung der Europäer könnte ihm bei der amerikanischen Wählerschaft sogar Stimmen bringen.

Romney spart überhaupt mit außenpolitischen Themen auch bei öffentlichen Auftritten, was ihm nicht zuletzt Team Obama vorwirft. Mangelnde außenpolitische Erfahrung attestiert ihm sein Rivale. Für viele Amerikaner aber eben kein Grund ihn nicht zu wählen.

Geäußert hat sich Romney tatsächlich selten. Bekannt sind nur wenige konkrete Standpunkte wie die militärische Unterstützung Israels im Falle eines iranischen Angriffs und die Wiederentdeckung Russlands als eigentliche Bedrohung für die USA.

Team Romney scheint sich im Wahlkampf also bewusst gegen den Schwerpunkt Außenpolitik entschieden zu haben. Spätestens am 16. bzw. am 22. Oktober wird sich Romney aber äußern müssen – dann starten nämlich die TV-Debatten zum Thema Außenpolitik.

Studie

Die Umfrage wurde zwischen 10. und 25.8. durchgeführt. 12.693 Erwachsene aus den USA, Europa (Großbritannien, Frankreich, Deutschland), Naher Osten, Nordafrika, Pakistan und China.

YouGov-Cambridge ist eine Zusammenarbeit der britischen Eliteuniversität und dem Meinungsforschungsinstitut YouGov. YouGov liefert dabei die Umfragen und Cambridge die Experten, um außenpolitische Themen zu analysieren.

YouGov ist ein börsennotiertes britisches Markt- und Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in London. Das Unternehmen arbeitet vor allem mit Online-Panel-Umfragen. Die Daten aus den Befragungen werden per Gewichtung an die Bevölkerungsstruktur angepasst.

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