Milliardär Babiš könnte Comeback auf Prager Burg glücken

Milliardär Babiš könnte Comeback auf Prager Burg glücken
Der Chef der populistischen Partei Ano trifft in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen auf einen Ex-General und eine Uni-Professorin - der Ex-Premier hat gute Chancen auf einen Sieg.

Ist es seine legendäre Arbeitswut, die Lust auf Rache für die so knapp verlorenen Parlamentswahlen im Herbst 2021 oder vielleicht doch die Immunität vor etwaiger Verfolgung durch die tschechische Justiz? Was Andrej Babiš zuletzt dazu gebracht, bei den Präsidentschaftswahlen am Freitag und Samstag anzutreten, darüber rätselt auch das politische Prag seit Längerem.

Schließlich hat der 69-jährige Unternehmer ohnehin Tschechiens Politik seit 2014 geprägt. Damals zog die von ihm gegründete populistische Bewegung Ano, die nichts als sein persönliches politisches Vehikel war, in die Regierung ein. Babiš wurde zuerst Finanzminister, dann Premier – und immer der starke Mann in der politischen Führung des Landes.

Der Gründer und allmächtige Chef des riesigen Firmenimperiums „Agrofert“ machte es zum Motto seiner Politik, Tschechien wie eine Firma zu führen. Und dieses Image des schlauen Technokraten, der für politische Ideologien wenig übrig hat, kam bei den Tschechen gut an.

Zwei Quereinsteiger als Gegenkandidaten

Auch mehrere Affären wegen Korruption und Steuerhinterziehung konnten der Beliebtheit des Milliardärs nicht wirklich etwas anhaben. Dass die bekannteste dieser Affären um das von seiner Ex-Frau und deren Kindern geführte Wellness-Ressort „Storchennest“ jetzt, pünktlich zu den Präsidentschaftswahlen mit einem Freispruch für Babiš geendet hat, kommt ihm natürlich gelegen. Seine Favoritenrolle für die Nachfolge von Präsident Miloš Zeman auf der Prager Burg, die zuletzt ins Wanken gekommen war, scheint jetzt wieder gefestigt.

Wirklich gefährlich werden können Babiš nur zwei von den zuletzt acht Kandidaten. Die 44-jährige Wirtschaftsexpertin und Rektorin der Brünner Universität Danuše Nerudová ist quasi der perfekte Gegenentwurf für Babis. Als überzeugte Pro-Europäerin will sie den raschen Beitritt Tschechiens zum Euro, anders als der Unternehmer, der lieber an der Krone festhalten möchte und den Euro für eine Wackelwährung hält, belastet durch die Schulden Südeuropas. Die Quereinsteigerin, die vor allem über Soziale Netzwerke überraschend schnell eine große Anhängerschaft aufgebaut hat, gilt auch als Favoritin des jungen urbanen Publikums mit höherer Bildung. Nerudová hat ihre attraktive Erscheinung mit Witz selbst zum Thema ihres Wahlkampfes gemacht: „Ich bin eine Frau, jung und gut aussehend. Das ist mein größtes Handicap.“ Babiš dagegen konnte mit seiner Milliardärs-Erfolgsstory schon bisher eher in Kleinstädten und auf dem flachen Land punkten.

Der dritte im Kreis der Favoriten spricht ebenfalls eher das ältere Publikum an. Der ehemalige General Petr Pavel, der auch in der NATO lange einen Spitzenposten hatte und politisch unerfahren ist, präsentiert sich als Garant für Sicherheit und Stabilität in unruhigen politischen Zeiten. „Bringen wir Ruhe und Ordnung nach Tschechien zurück“, lautet sein Motto.

Klarer Favorit ist Babiš bei einem Mann: dem amtierenden Präsidenten Miloš Zeman. Der für seine politischen Winkelzüge bekannte Ex-Sozialdemokrat hatte in Babiš immer einen Verbündeten gesehen, um politischen Gegenspielern in Tschechien eins auszuwischen.

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