Erinnerung an den Prager Frühling
Im Jänner 1989 fanden Kundgebungen zum 20. Todestag von Jan Palach statt. Der Student hatte sich im Jänner 1969 aus Protest gegen den Einmarsch des Warschauer Paktes öffentlich selbst verbrannt. Die friedlichen Demonstrationen werden von
Polizei und Volksmilizen mit brutaler Gewalt aufgelöst. Hunderte Menschen werden inhaftiert, darunter auch der Schriftsteller und Oppositionelle Vaclav Havel.
Nur ein paar Sätze
Die Menschen reagieren auf die Gewalt mit weiteren Kundgebungen. Es wird eine Palach-Woche ausgerufen, in der Tag für Tag Kundgebungen auf dem Prager
Wenzelsplatz stattfinden. Als die Polizei erneut zuschlägt, formuliert die oppositionelle Bürgerbewegung Charta 77 die Petition „Ein paar Sätze“. Darin werden Meinungsfreiheit, Bürgerrechte und ein Ende der Gewalt gefordert. 40.000 Menschen unterschreiben.
Der Papst und die Kirchen
Papst Johannes Paul II. spricht am 12. November Agnes von Böhmen heilig. Es ist wie so oft bei Johannes Paul ein bewusster politischer Akt. Die Zeremonie wird im Fernsehen übertragen. Kirchliche Gruppen werden aktiv und fordern in Deklarationen die Zulassung demokratischer Parteien auf der Grundlage christlicher Werte.
Streik auf der Theaterbühne
Eine Großdemonstration in Bratislava am 16. November lässt das Regime wider Erwarten ungehindert ablaufen. Als aber am nächsten Tag 15.000 Menschen in
Prag auf die Straße gehen, schlägt die Polizei erneut zu. Als Reaktion auf die Gewalt wird an den Universitäten und den Theaterbühnen der Streik ausgerufen. Ein Generalstreik folgt.
Das Schlüsselkonzert
Die Demonstrationen reißen nicht mehr ab, werden immer größer und greifen schließlich auf das ganze Land über. Schließlich stehen allein in Prag 100.000 Menschen auf der Straße. Sie klingeln mit ihren Schlüsselbünden, um so das Regime herauszuläuten.
In Tschechien wird das Bürgerforum OF gegründet, in der Slowakei die Öffentlichkeit gegen Gewalt, VPN. Sie bieten der Staatsführung Verhandlungen an.
Kampflose Kapitulation
Nachdem Staatspräsident
Gustav Husak schon am 25. November Amnestie für politische Häftlinge angekündigt hat, um die Lage zu beruhigen, beginnt er am Tag darauf Verhandlungen mit den Regimegegnern. Am 29. November verzichtet die Kommunistische Partei auf ihren Führungsanspruch. Schon zwei Tage zuvor ist das gesamte Politbüro zurückgetreten.
Die Grenze geht auf
Am 5. Dezember wird der Stacheldraht an der Grenze zu Österreich entfernt, am 11. Dezember an der Grenze zu Deutschland.
Der Schriftstellerpräsident
Am 10. Dezember wird erstmals eine nichtkommunistische Regierung unter Marian Calfa ernannt. Husak reicht seinen Rücktritt ein. Am 28. Dezember wird Alexander Dubcek, einst Leitfigur des Prager Frühlings 1968, Vorsitzender des Parlaments. Am 29. Dezember wählt das Parlament Vaclav Havel zum Staatspräsidenten.
Die Hauptfiguren der Revolution
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