Vor 100 Jahren: Der Marsch auf Rom

Vor 100 Jahren: Der Marsch auf Rom
1922 putschte sich Benito Mussolini mit seinen faschistischen Schwarzhemden mit einem politischen Coup an die Macht.

„Auf nach Rom! Auf nach Rom!“: Minutenlang brüllten die Zehntausenden die Kampfparole über das Fußballfeld am Stadtrand von Neapel. Oben auf der Bühne stand der Parteichef, die Hand zum faschistischen Gruß erhoben, und ließ sie genüsslich gewähren. Er hatte wieder einmal bewiesen, wie er mit seinen Reden seine Anhänger aufputschen – und die ohnehin lahmgelegte Regierung in Rom in Angst und Schrecken versetzen konnte.

„Ich schwöre, dass entweder die Regierung dieses Landes friedlich den Faschisten übertragen wird oder wir sie uns mit Gewalt nehmen werden!“: So lautete an diesem Oktobertag seine nicht zum ersten Mal geäußerte Drohung.

Den tatsächlichen Marsch nach Rom, die Organisation der Züge und Busse, die die Massen an faschistischen Schwarzhemden in den Tagen darauf in die Hauptstadt bringen sollten, überließ Benito Mussolini seinen Handlangern in der faschistischen Partei. Er dagegen setzte sich in den Zug nach Mailand. Dort musste er nur noch abwarten, bis sein Putschplan endgültig aufging.

Ein Bluff

Der „Marsch auf Rom“, der dramatische Höhepunkt der Machtübernahme durch die Faschisten, Auftakt für die Diktatur, die Italien mehr als 20 Jahre lang prägen sollte: Er wird in historischen Darstellungen oft als Versammlung schlecht bewaffneter, halb verhungerter Mussolini-Anhänger vor den Toren Roms abgetan; ein Bluff, auf den Italiens politische Führung bis hinauf zu König Viktor Emmanuel hereinfiel.

Moderne Historiker, wie die Italienerin Giulia Albanese, sehen das anders. Der Marsch auf Rom und damit der Einzug der Schwarzhemden in der Hauptstadt war nicht mehr als die verschlampte Schlusspointe einer sonst lückenlosen Inszenierung.

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