Verzweifelte Frauen in Aleppo: "Eher Tod als Vergewaltigung"
Oft wurde in diesem grausamen Krieg über Leid von Frauen und Kindern - auf beiden Seiten - berichtet. Nun, in der möglicherweise letzten Phase der Belagerung von Aleppo, dringen in Zeiten Sozialer Medien auch derartige Meldungen an die Öffentlichkeit:
Ist es erlaubt, seine eigene Tochter zu töten, bevor sie von syrischen Regime-Truppen oder der für Bashar al-Assad kämpfenden Hisbollah-Miliz gefangen genommen und vergewaltigt wird? Diese und ähnliche Fragen stellen syrische Väter, deren Familien in Ost-Aleppo eingeschlossen sind, ihren religiösen Führern.
Verbreitet werden diese Nachrichten über Websites wie middleeastmonitor und alarabiya, offiziellen Bestätigungen liegen nicht vor.
Auf alarabiya wird etwa Muhammad Al-Yaqoubi, ein prominenter syrischer Islam-Gelehrter, zitiert, der aus dem Bürgerkriegsland geflohen ist. Ihn, so schreibt Al-Yaqoubi auf Twitter, würden Fragen aus Ost-Aleppo erreichen, ob "ein Mann seine Frau oder Schwester töten solle, um einer Vergewaltigung durch das Assad-Regime zuvorzukommen". Er antwortet darauf, es sei verboten, Suizid zu begehen oder aus Angst vor einer Vergewaltigung eines nahestehenden Menschen diesen zu töten.
Frauen kündigen Suizide an
Middleeastmonitor zitiert weiters den Facebook-Eintrag einer jungen Frauen, die ihren Selbstmord ankündigt, damit ihr Körper anderen "nicht Vergnügen bereite".
Videobotschaften
Fakt ist, dass seit einigen Tagen verstärkt Videos und Tweets von verzweifelten Zivilisten aus der belagerten Stadt an die Weltöffentlichkeit gelangen. Vor allem die Hisbollah führe Massen-Exekutionen in der belagerten Stadt durch, berichten Aktivisten. Die UNO sprach am Dienstag von einem "völligen Zusammenbruch der Menschlichkeit".
Keine Schüsse Donnerstagfrüh
Die auf Seiten der Regierung von Bashar al-Assad kämpfende Hisbollah-Miliz bestätigt in ihren Medien den Waffenstillstand und den anstehenden Abzug der Rebellen aus Aleppo. Dieser solle "in den kommenden Stunden" beginnen, hieß es.
Evakuierung
In Aleppo soll nach Angaben von Rebellen am Donnerstag unterdessen ein neuer Versuch für die Evakuierung des Ostens der Stadt anlaufen. Zudem sollen Menschen in von Rebellen belagerten Ortschaften in der Provinz Idlib in Sicherheit gebracht werden. Ein entsprechendes Abkommen war am Mittwoch gescheitert.
Einwohner warteten am Donnerstag in der Früh auf den Beginn der geplanten Evakuierung. Menschen versammelten sich nach dem Sonnenaufgang bei winterlichen Temperaturen auf den Straßen, wie Einwohner aus Ost-Aleppo der Deutschen Presse-Agentur berichteten.
Der erste Krankentransport ist nach Angaben der "Syrischen Beobachterstelle für Menschenrechte" auf dem Weg aus dem Osten Aleppos in Richtung Westen. Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond sind mit 100 Freiwilligen und zehn Ambulanz-Fahrzeugen vor Ort.
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