Vatikan lässt Zölibat und Frauendiakonat debattieren

Am Dienstag wurde in Rom das sogenannte „Instrumentum laboris“ (Arbeitspapier) für die Bischofssynode im Herbst vorgestellt. Von 4. bis 29. Oktober treffen Bischöfe aus aller Welt zusammen, um über eine „synodale Kirche“ (griech. synodos = gemeinsamer Weg) zu diskutieren. Dabei geht es um eine Reform der Kirche, die näher an den Lebensrealitäten der Menschen sein will – um mehr Partizipation und Gemeinschaft sowie um eine spirituelle Erneuerung aus dem Geist des Evangeliums.
Angeregt wird in dem Papier unter anderem die Diskussion über den Diakonat (unterste Weihestufe vor Priester- und Bischofsamt) für Frauen sowie über Ausnahmen bei der verpflichtenden Ehelosigkeit von Priestern (Zölibat). Willkommen sein sollen laut dem Dokument auch wiederverheiratete Geschiedene, queere Menschen sowie solche, die in Vielehen leben. Gleiches gilt für Gläubige, die sich aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder Behinderung weniger wichtig oder erwünscht fühlen. Mit einer erneuerten Sprache in Liturgie, Predigt und Kommunikation soll die Kirche zugänglicher und attraktiver werden.
Von unten nach oben
Das Ganze ist der vorläufige Abschluss eines seit 2021 laufenden, von Papst Franziskus initiierten Prozesses, welcher von der diözesanen über die Länder- und die Kontinentalebene bis hin zur weltkirchlichen gleichsam von unten aufgebaut wurde. Die Ergebnisse der unteren Ebene flossen jeweils in die Papiere der nächsthöheren ein. „Vorläufig“ deshalb, weil der Papst überraschend vor einiger Zeit beschloss, im Herbst kommenden Jahres, 2024, eine weitere Bischofssynode anzuhängen. Teilnehmer sind bei einer Synode – im Unterschied zu einem Konzil – nicht alle ca. 5.000 Bischöfe der Weltkirche, sondern Delegierte aus den einzelnen Bischofskonferenzen; aus Österreich der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Salzburger Erzbischof Franz Lackner sowie der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn.
Erstmals wird die Bischofssynode auch keine reine „Bischofssynode“ sein, denn es werden etwa 80 Laien, davon die Hälfte Frauen, stimmberechtigt daran teilnehmen. Bindend sind die Beschlüsse von Bischofssynoden indes nicht – am Ende liegt die Entscheidung alleine beim Papst. Im Anschluss an die zweite Synode wird, wie üblich, ein sogenanntes nachsynodales Schreiben des Papstes ergehen, in welchem dieser seine Sicht der Dinge darlegt.
Zusätzliche Brisanz erhält der gesamte Prozess durch den „Synodalen Weg“ der deutschen Kirche, welcher für massive innerkirchliche Spannungen gesorgt hat und sorgt. Die Mehrheit der Bischöfe und Delegierten hat sich dort für weitgehende Reformen in puncto Zulassungsbedingungen zum Priesteramt, Sexualmoral und dergleichen mehr ausgesprochen. Diesbezüglich hat Rom aber mehrfach sehr deutlich sein Missfallen zu verstehen gegeben. Klar hat auch der Papst zum Ausdruck gebracht, dass eine Synode „kein Parlament, keine Meinungsumfrage“ ist.
Deutscher Sonderweg
Besonders umstritten ist die geplante Einrichtung eines Synodalen Ausschusses, welcher schließlich in einen Synodalen Rat münden soll und in dem Bischöfe und Laien gemeinsam beraten und entscheiden sollen. Der Vatikan hat dazu ausdrücklich festgehalten, dass die deutsche Kirche nicht befugt sei, neue Leitungsgremien zu institutionalisieren. Nach katholischem Selbstverständnis sind einzig die Bischöfe als Nachfolger der Apostel („apostolische Sukzession“) legitimiert, die Kirche mit und unter dem Bischof von Rom, dem Papst, zu leiten.
Erst gestern ist der Streit in Deutschland neuerlich eskaliert, weil vier Bischöfe (von 27) – Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) – ihre Zustimmung zur Finanzierung des Vorhabens über den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) verweigerten. Da es Einstimmigkeit gebraucht hätte, sucht man nun nach alternativen Geldquellen.
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