Vassilakou bietet Soros-Uni Quartier in Wien an

Vizebürgermeisterin Vassilakou sandte CEU-Rektor bereits einen Brief
Grüne Vizebürgermeisterin: "Wir haben genug Platz"

Die Wiener Grünen-Chefin Maria Vassilakou will im Streit um die "Soros-Uni" genannte Central European University (CEU) in Budapest eingreifen.

"Sollte die Universität einen anderen Standort suchen, würde ich die Soros-Uni gerne nach Wien einladen", sagt die Vizebürgermeisterin von Wien und Wiener Grünen-Chefin im Gespräch mit dem KURIER. Ihre Mitarbeiter seien bereits in Kontakt mit der Universität in Budapest, zudem habe sie am Montag einen Brief an den Rektor Michael Igantieff verfasst, um ihre Hilfe auch offiziell anzubieten.

Vassilakou betont, dass für sie die allerbeste Lösung wäre, dass die CEU-Uni weiter in der ungarischen Hauptstadt Budapest ihre Arbeit fortführen kann. Die Privatuniversität wurde 1991 von dem ungarisch-stämmigen US-Milliardär George Soros gegründet, sie gilt in Mittel- und Südosteuropa als Elite-Institution.

Vassilakou bietet Soros-Uni Quartier in Wien an
A quote of the founder of the English-language Central European University (CEU) Hungarian born American businessman George Soros is seen at the main entrance in Budapest on March 29, 2017. The English-language CEU set up in Budapest by Hungarian born American businessman Georg Soros in 1991 after the fall of communism, has long been seen as a hostile bastion of liberalism by Prime Minister Viktor Orban's right-wing government. / AFP PHOTO / ATTILA KISBENEDEK
Doch in Kreisen der rechtskonservativen Fidesz-Partei von Regierungschef Viktor Orbán ist sie allerdings wegen ihrer liberalen Haltung mitunter verhasst. Orbán hat deshalb eine Gesetzesnovelle präsentiert, die das Aus für die CEU bedeuten könnte. Die Reform sieht unter anderem vor, dass ausländische Universitäten nur noch dann lehren dürfen, wenn die betreffende Institution auch in ihrem Herkunftsland einen Hochschulbetrieb unterhält. Die CEU hat ihren Sitz im US-Bundesstaat New York, ist sowohl dort als auch in Ungarn akkreditiert, unterhält in den USA allerdings keinen Hochschulbetrieb.

"Nicht wünschenswert"

"Ein Abwanderung der Uni wäre für Ungarn und Budapest natürlich nicht wünschenswert. Es fände einmal mehr ein Abwanderung der Bildungselite statt, ein brain drain. Es würde das Land Arbeitsplätze kosten, und Ungarn als wesentliche CEE-Standort schaden", so Vassilakou weiter. "Daher soll das auch kein Abwerbungsversuch sein. Aber wenn sie wirklich weg müssen, bevor die Uni ihre Pforten schließen muss, wäre Wien eine hervorragende Adresse. Wien hat jedenfalls Platz genug."

Mögliche Standorte will die Grüne noch nicht diskutieren. Aus dem Rathaus ist zu hören, dass etwa das als Krankenhaus aufgelassene Otto-Wagner-Spital oder die Semmelweis-Klinik als Standorte angeboten werden könnten.

Ob sich Vassilakou auch vorstellen könnte, die Uni mit Steuermittel finanziell zu unterstützen? "Es geht hier nicht um Geld, sondern um ein Bekenntnis zu Freiheit der universitären Lehre in Europa. Soweit ich informiert bin, wäre die Frage des Geldes auch nicht so wichtig."

Vassilakou meint, eine Abwanderung nach Wien könne nur ein "Plan B" sein. Wichtig sei jetzt, weiter eine Lösung für den Standort Budapest zu finden. "Es gab erst am Wochenende große Demos in Budapest, die von der Zivilgesellschaft organisiert wurden. Die Zivilgesellschaft muss den Druck aufrecht halten." Aber auch sonst sollten alle politischen und diplomatischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, damit die Uni in Budapest weiter bestehen kann.

Dear Mr Michael Igantieff,

It is with great concern that the City of Vienna is following the current developments in Budapest. The possible consequences for the Central European University by new legislation in Hungary have not gone unnoticed and therefore, I would like to first assure you our full solidarity and support in challenging this legislation.

The Central European University fulfils a special role in the academic life of our region and Europe as a whole. The current political developments in the region have already had alarming effects on the civic life in our countries and it is of the utmost importance that we all stand united against efforts to undermine the freedom of democratic and academic institutions such as the CEU.

Should the necessity arise, I would very much like you to consider Vienna as a possible new home for the Central European University. Vienna is still the number one melting pot for Central Europe and has been so for more than a century. Vienna is one of a kind and a vibrant university city in the region with perfect infrastructure within short range of Budapest. Moreover, the ever increasing international environment would offer the diversity, inspiration and solid basis an institution like the CEU needs. We offer our support to keep up the outstanding academic work in the heart of Central Europe and we would be honoured to welcome you and your university in Vienna in case you should consider relocation.

I am confident that CEU would make a significant contribution to our city and at the same time retain its function as an academic hub as well as backbone for civil society in Central Europe.

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