Informelles Treffen eines ungleichen Paares
Die beiden Finanzminister, sonst nie um starke Worte verlegen, sind vorsichtig geworden: Weder Yanis Varoufakis noch Wolfgang Schäuble wollten das Wort "Verhandlungen" in den Mund nehmen, man habe nur informelle Gespräche geführt. Die Politiker, die bisher selten einer Meinung waren, trafen am Montag im Berliner Finanzministerium aufeinander – ihr Thema: die nicht enden wollende Schuldenkrise Griechenlands.
Was genau besprochen wurde, wollten die beiden nicht verraten. Allein, die Wortwahl Varoufakis’ beim Verlassen des Ministeriums war auffallend zahm im Vergleich zu seinen sonst so markigen Sprüchen. Es müsse eine "gemeinsam entwickelte, geplante und vereinbarte Lösung" geben, sagte er. Schäuble äußerte sich erst gar nicht – wohl auch deshalb, weil er mittlerweile die Entscheidungsgewalt in Sachen Griechenland ohnehin mehrheitlich an Kanzlerin Angela Merkel abtreten musste.
"Die Faxen dicke"
Varoufakis’ ungewohnt verhaltener Auftritt dürfte mit den Drohgebärden der anderen Akteure im Schuldendrama zu tun haben. Sogar die sonst geduldige Angela Merkel zeigte sich beim G7-Treffen auf Schloss Elmau deutlich: "Es ist nicht mehr viel Zeit, jeder Tag zählt", sagte die deutsche Kanzlerin. In Brüssel hieß es zuletzt, man habe die "Faxen dicke", wie EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zuletzt vollmundig meinte. Und Paris richtete Athen am Montag sogar aus, dass ein "Grexit" – also ein Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone – kein Drama mehr wäre. Bis Sonntag will Paris eine Lösung sehen. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker ließ die Regierung in Athen klar wissen, dass man endlich Vorschläge hören wolle – die geforderte Liste mit Alternativvorschlägen stünde noch immer aus.
Bis zum Ende des Monats muss es zu einer Einigung mit den Geldgebern kommen, denn dann läuft das Hilfsprogramm für das hoch verschuldete Land aus. Blockierte Hilfen von insgesamt 7,2 Milliarden Euro würden dann nicht mehr überwiesen, eine Staatspleite wäre unabwendbar.
Treffen am Mittwoch
Merkel ließ aber – im Gegensatz zu Paris – keinen Zweifel daran, dass sie sich einen Verbleib der Griechen in der Eurozone wünsche. Dies wird sie wohl auch am Mittwoch noch einmal bekräftigen, wenn sie mit dem französischen Präsidenten François Hollande und dem griechischen Premier Alexis Tsipras in Brüssel weiterverhandeln wird. Fraglich ist nur, ob bis dahin das heiß ersehnte Alternativpapier der Griechen vorliegt – und was es beinhaltet.
Schelte für Geldgeber
Fest steht nur, dass Yanis Varoufakis dann nicht mehr mit am Tisch sitzen wird. Der polternde griechische Finanzminister hat sich in der Schuldenkrise inzwischen selbst ins Aus manövriert.
Wohl aber wird eine Spitze von ihm Thema sein, die er in einem Interview nach dem Treffen mit Schäuble von sich gab. Im Berliner Tagesspiegel warf er den Kreditgebern vor, die Gespräche über eine Einigung zu torpedieren. Während seine Regierung durchaus Zugeständnisse gemacht habe, würden die Gläubiger das Gleiche fordern wie zu Beginn der Verhandlungen. Sein selbst auferlegter Maulkorb hielt ganz offensichtlich nicht lange.
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