Mit massivem Druck auf seine eigenen republikanischen Parteifreunde; mit rabiaten Drohungen, rüpelhaften Beleidigungen und letztlich mit aller Macht, die dem mächtigsten Mann der Welt zur Verfügung steht.
Ob daheim oder in der Weltpolitik - Donald Trumps Stil ist überall derselbe. Egal, welcher Krisenherd, welches Kriegsgebiet oder welche befreundete Allianz, der 78-jährige Herr des Weißen Hauses wirft alle bisherigen Konventionen zwischenstaatlicher Zusammenarbeit über Bord. Jüngste Erfolge scheinen Trumps ruppiges Vorgehen dabei recht zu geben: Die NATO-Staaten sind (mit Ausnahme Spaniens) bereit, künftig gewaltige fünf Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für die Verteidigung auszugeben - vor einem Jahr noch, unter einem US-Präsident Biden, wäre das undenkbar gewesen.
Das umstrittene Atomprogramm des Iran wurden letztlich durch das militärische Eingreifen der USA um zumindest zwei Jahre zurückgeworfen. Und ein Waffenstillstand in Gaza könnte nun unmittelbar bevorstehen - ein erhoffter Ausweg aus dem Krieg, den Trump nur durch massiven Druck auf seinen Verbündeten Israels Premier Benjamin Netanjahu möglich machen kann.
Das "Erfolgsrezept" des 47. Präsidenten?
Wo konventionelle Diplomatie, die sich um den Aufbau stabiler und vorhersehbarer Beziehungen bemüht, bisher scheiterte, da setzt Trump die Axt genau zum Gegenteil an: Erst kommt der Schock, dann die Drohung, dann die Aufforderung zum Deal. Kompromisse kann es vielleicht später geben, doch das Wort selbst würde der Präsident nie in den Mund nehmen.
"Trump geht dabei wenig ideologisch vor", sagt USA-Experte Reinhard Heinisch. Mit der Tiefe der Dinge befasse er sich nicht, "das überlässt er seinen Vertrauten - für die Außenpolitik etwa ist das nicht so sehr Außenminister Marco Rubio, sondern Steve Witkoff."
Der 68-jährige Anwalt und Immobilieninvestor Witkoff gilt als hyperloyal gegenüber Donald Trump - und in dessen Gefühlswelt ist Loyalität ungleich wichtiger als berufliche Professionalität.
Überhaupt, sagt Heinisch, "hegt Trump große Abneigung gegenüber Personen, die dem traditionellen diplomatische Betrieb angehören. Die sind aus seiner Sicht nicht glamourös, nicht schillernd und 'die reden nur'".
Und nicht zuletzt ist da auch noch der Groll Trumps gegenüber dem gesamten Beamtenapparat. Dort vermuten der Präsident und seine "Make-Amerika-Great-Again" (MAGA)- Anhänger den "Deep state"- also jene bürokratischen, verzopften und auch "linken Kräfte", die seine entfesselte Politik zu behindern versuchen.
Das Heft des Trump'schen Handelns haben deshalb nun seine engsten Vertrauten übernommen - in den Zollfragen etwa Handelsminister Howard Lutnick. Und auch der folgt der "Linie" des Präsidenten: "Chaos und Disruption", sagt US-Experte Heinisch, "es gibt keine langfristige Strategie. Trump reagiert immer nur kurzfristig auf eine Entwicklung".
Völlige Verunsicherung
Gegenüber Europa sorgte der US-Präsident so für völlige Verunsicherung: Bis zu 50 Prozent Strafzölle droht er der EU an, sollte bis 9. Juli nicht ein Zoll- und Handelsdeal mit den USA auf dem Tisch liegen.
„Trump stiftet gern zuerst Chaos und dann Ruhe, Chaos, Ruhe – nur um alle im Unklaren zu lassen“, führt auch ein ehemaliger Beamter der Trump-Regierung gegenüber dem Polit-Magazin Politico aus. Und so bleibt die EU verunsichert; trotz aller, eher halbherzig klingenden Gegendrohungen Brüssels gegenüber der größten Wirtschaftsmacht der Welt. Denn, so Reinhard Heinisch, "Trump ist extrem glaubhaft mit der Idee, aufs Ganze zu gehen. Und die Europäer haben ihm gegenüber schwache Karten."
Warum Donald Trump nun agieren kann, wie er eben agiert, liegt nicht nur an der die stärkste Wirtschafts- und Militärmacht der Welt hinter ihm. Während seiner ersten Amtszeit, als er zwar ebenso polterte und drohte, zogen viele seiner Minister nicht mit, stemmten sich hohe Beamte gegen seine Pläne.
Das ist nun gänzlich anders: Zusammen mit dem 47. Präsidenten kam ein extrem loyales und überdies streng christlich-nationalistisches Regierungsteam mit ihm an die Macht. Seit Trumps Amtsantritt wurden fast 260.000 unerwünschte Staatsbedienstete gekündigt oder in die Pension sowie in den freiwilligen Abgang gedrängt. Wenn Trump heute also etwas will, dann stemmt sich zumindest von republikanischer und Staats-Seite niemand mehr entgegen.
Die Möglichkeiten, sich diesem gewollt anti-diplomatischen Kurs eines Donald Trump entgegenzustellen, sind enden wollend. "Manche Staaten versuchen, Trump stillschweigend zu trotzen, ohne seinen Zorn zu erregen", schreibt der Politik-Analytiker Jon B. Alterman vom amerikanischen Think Tank Center for Strategic and International Studies (CSIS):
Oder sie versuchen, ihre Abhängigkeit von den USA zu schmälern und neue Allianzen zu schmieden. Oder sie warten einfach ab. Nur die Mächtigsten, so wie China, das zwischenzeitlich die selbe Zollkeule wie die USA auspackte, gehen auf Gegenwehr.
Bleibt noch die Möglichkeit, Trump mit Schmeicheleien zu besänftigen. So wie es NATO-Generalsekretär Mark Rutte machte, der gegenüber dem US-Präsidenten lobhudelte: "Manchmal braucht es starke Worte von Daddy", sagte der Niederländer. Trump hörte es gerne - aber auch, weil er wusste: Das Ziel, das er erzwingen wollte - mehr Geld der NATO-Staaten - dieses Ziel hatte er ohnehin schon erreicht.
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