USA sitzen bei Iran-Sanktionen am längeren Hebel
Für europäische Unternehmen können Geschäfte mit dem Iran in Zukunft existenzgefährdend werden. Nachdem die USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen sind und Sanktionen gegen die islamische Republik und Unternehmen, die mit ihr Geschäfte machen, angedroht haben, ist die Frage für viele Unternehmen eine einfache: Wo gibt es mehr zu verlieren? Die Antwort lautet meist: in den USA.
Am Beispiel des europäischen Flugzeugherstellers Airbus zeigt sich das deutlich. IranAir hat bei mehreren Herstellern 200 Flugzeuge im Wert von 38,3 Milliarden US-Dollar bestellt, die Hälfte davon bei Airbus, also um 19,15 Milliarden Dollar. Ein Auftrag dieser Größenordnung wird nicht in einem Jahr ausgeliefert, sondern erstreckt sich über rund zehn Jahre, was einen jährlichen Umsatzanteil von 1,9 Milliarden Dollar bedeuten würde.
Airbus hat 2017 mehr als 66,7 Milliarden Euro umgesetzt, davon in Nordamerika 12,6 Milliarden Euro, also rund 15 Milliarden Dollar. Airbus will in den kommenden Tagen seine Entscheidung bekannt geben, aufgrund des lukrativeren US-Geschäfts wird man sich weitere Schritte aber gut überlegen.
Untergeordnete Rolle
Ausgenommen von einigen KMU, die Medikamente oder Lebensmittel in den Iran liefern und derzeit nicht von eventuellen Sanktionen betroffen sind, spielt der Iran für die meisten Unternehmen und Länder eine untergeordnete Rolle. Österreich exportierte 2017 Waren und Dienstleistungen im Wert von 9,66 Milliarden Euro in die USA, was 6,81 Prozent der österreichischen Exporte entspricht. Auf den Iran entfallen 301 Millionen Euro, das sind magere 0,21 Prozent aller Exporte, rückt Rudolf Thaler, Regionalmanager Afrika & Nahost in der Außenwirtschaft Austria, die Relationen zurecht.
Nach der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran dachten heimische Unternehmen über stärkere Geschäftsbeziehungen mit dem Land am Persischen Golf nach, wie der Öl- und Gaskonzern OMV, der Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckman und der Anlagenbauer Andritz. Viele könnten davon wieder absehen. Vor allem, weil „man sich noch viele Details anschauen muss“, sagt Thaler. Die Frage sei, ob Bereiche, die früher von US-Sanktionen ausgenommen waren, nun hineinrutschen würden und ob es zu Verschärfungen kommen werde.
Wer sich mit den USA anlegt und neben hohen Strafen eine Sperre am amerikanischen Markt riskiert, sollte sich das Schicksal des chinesischen Smartphone-Herstellers ZTE anschauen. Im April hat die US-Regierung angekündigt, ZTE wegen eines Verstoßes gegen Iran-Sanktionen vom Zugang zu amerikanischen Zulieferern auszuschließen. Die Chinesen konnten deshalb ein Teil ihrer Produktion nicht mehr aufrecht erhalten und schlitterten in eine schwere Krise. Inzwischen bahnt sich allerdings eine Einigung an.
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