Eskalation bei Demo gegen US-Polizeigewalt: Zwei Menschen tot
In Kenosha im US-Staat Wisconsin kommt es bereits den dritten Tag in Folge zu teils gewalttätigen Protesten, nachdem ein Schwarzer bei einem Polizeieinsatz schwer verletzt worden war. Die Unruhen gipfelten am frühen Mittwoch (Ortszeit) in einer Schießerei. Drei Personen wurden getroffen, zwei davon tödlich, berichtet die New York Times unter Berufung auf Sheriff David Beth. Es werde untersucht, ob dahinter ein Konflikt zwischen Demonstranten und einer Gruppe bewaffneter Männer stehe, die behaupteten, sie würden Geschäfte schützen, hieß es.
Ein Video in den sozialen Medien zeigte eine Schießerei zwischen Zivilisten. Dabei stürmen mehrere Menschen auf einen weißen Mann mit einem Gewehr zu, während dieser auf sie schießt. Einer von ihnen fällt zu Boden.
Die Behörden hatten zuvor eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. 300 bis 400 Demonstranten lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Tränengas einsetzte. Anders als den vorangegangenen Nächten wurden aber offenbar keine Gebäude in Brand gesteckt.
Der Gouverneur von Wisconsin, der Demokrat Tony Evers, hatte inzwischen den Notstand ausgerufen und - unter Druck Washingtons - eine verstärkte Präsenz der Nationalgarde in Kenosha angeordnet.
Fall Jacob Blake
Der Fall Jacob Blake sorgt seit Tagen für Proteste und Ausschreitungen in Kenosha. Ein Polizist hatte dem 29-Jährigen am Sonntag mehrfach aus nächster Distanz in den Rücken geschossen. Ein Video zeigt, wie Blake auf ein Auto zugeht gefolgt von zwei Polizisten, die ihre Pistolen auf seinen Rücken richten. Als Blake die Tür des Autos öffnet, schießt einer der Beamten mehrmals.
Blake ist nach Aussage seiner Familie zumindest vorübergehend gelähmt.
"Es wäre ein Wunder, wenn Jacob Blake jemals wieder laufen würde", sagte Ben Crump, der als Rechtsanwalt die Familie vertritt. Blake habe auch Bauch-, Nieren und Leber-Verletzungen und ihm mussten Teile des Darms entfernt werden.
Der sechsfache Vater habe versucht, einen Streit zwischen zwei Frauen zu schlichten. Ein Polizist habe insgesamt sieben Schüsse abgefeuert, davon hätten ihn vier getroffen, während drei Söhne im Alter von drei, fünf und acht Jahren im Auto saßen, erklärte Crump.
Es gebe keine Hinweise, dass Blake bewaffnet gewesen sei. Die Polizei hat nicht erklärt, warum auf Blake geschossen wurde.
"Black Lives Matter"-Proteste
Seit dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einer Kontrolle durch weiße Polizisten im Mai kommt es in den USA immer wieder zu Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Zum Teil schlugen die Proteste in Gewalt um.
Mehrere prominente US-Amerikaner meldeten sich im Rahmen der "Black Lives Matter"-Bewegung zu Wort. Zuletzt NBA-Star LeBron James. Schwarze Menschen hätten Angst in Amerika, sagte der Spitzensportler vor Journalisten.
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