„Moms for Liberty“ sind die einflussreichste, konservativste Frauen-Vorfeld-Organisation der Republikaner. Sie stand zuletzt durch das Verbannen von angeblich pornografischer Literatur in Schulbibliotheken in der Öffentlichkeit. Jetzt kämpfen die „Mütter der Freiheit“ mit einem Sex-Skandal in den eigenen Reihen, der bereits den Präsidentschaftswahlkampf beschäftigt.
Er reicht bis in höchste Parteikreise und hat dem 130.000 Mitglieder starken Verband – er ist in 48 US-Bundesstaaten mit der Mission aktiv, Themen wie Rassismus, Sklaverei und Homosexualität aus dem Schulunterricht auszuschließen und stattdessen für Tugendhaftigkeit einzustehen – den Vorwurf der Heuchelei eingebracht.
Im Mittelpunkt steht ein „flotter Dreier“. Beziehungsweise Christian Ziegler, Parteichef der Republikaner in Florida. Und seine Gattin Bridget, die 2021 die „Moms for Liberty“ mitgründete. Sie war auch Mit-Autorin des umstrittenen „Sag nicht schwul“-Gesetzes, das sich unter der Federführung von Gouverneur und Präsidentschaftskandidat Ron DeSantis gegen frühe Sexual-Aufklärung an Schulen wendet und Transgender-Fragen nahezu tabuisiert.
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Erzkonservative Bärenmutter
Auf Konferenzen präsentiert sich Bridget Ziegler regelmäßig als erzkonservative Bärenmutter, „die ihr Leben dem Kampf gegen die linke Indoktrinierung in den Schulen gewidmet hat“. Das fängt für Ziegler in den Schulbüchern an. Wo gleichgeschlechtliche Lebensweisen beschrieben werden, ruft sie nach der Zensur.
Das will so recht nicht passen zu dem, was sie – nachdem ihr Mann der Vergewaltigung bezichtigt wird und im Mittelpunkt juristischer Untersuchungen steht – der Polizei erzählt hat. Nämlich, dass sie mit ihrem Gatten Christian und einer namentlich nicht genannten Frau vor einem Jahr ein sexuelles Dreier-Abenteuer hatte. Laut einer strafrechtlichen Anzeige sollte es Anfang Oktober offenbar zu einer Wiederholung kommen. Doch Frau Ziegler soll kurz vorher abgesagt haben, woraufhin die unbekannte Frau ganz absagte. Was Christian Ziegler jedoch ignoriert haben soll. Uneingeladen sei er in ihrer Wohnung aufgetaucht und habe sie sexuell missbraucht, behauptet die Klägerin, die sich danach in ärztliche Behandlung begab.
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Ziegler streitet alles ab
Christian Ziegler streitet alles ab, obwohl das Opfer laut Zeitungen in Florida Gesprächsmitschnitte gebracht hat. Gouverneur DeSantis will sich wenige Wochen vor den republikanischen Vorwahlen keine Blöße geben und versucht eine Brandmauer zwischen sich und den Zieglers hochzuziehen. Er hat seinen Parteikollegen zum Rücktritt aufgefordert. Der aber weigert sich hartnäckig. Er lasse sich nicht in die Enge treiben, sagte Ziegler und betonte: „Meine Frau steht 150-prozentig hinter mir“. Was Bridget Ziegler tatsächlich zu der Angelegenheit sagt, ist öffentlich nicht verbürgt.
Aber allein der schlüpfrige Kontext der Affäre wurde Frau Ziegler organisationsintern als geschäftsschädigend ausgelegt. Die anderen „Moms for Liberty“-Initiatorinnen haben sich von ihr distanziert. Dazu wächst der Druck auf sie, ihren Posten im Schulbeirat von Sarasota County aufzugeben, wo über Bücher-Verbannungen entschieden wird.
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