USA: Eine Schwarze, eine Muslima und ein „weißer Obama“
Zu den medienwirksamsten Kämpfen um den Senat gehört der in Texas. Ted Cruz, einst von Donald Trump bei den republikanischen Vorwahlen 2016 als „Lügen-Ted“ verunglimpft, hat dabei einen der härtesten Jobs. Der rhetorisch beschlagene Republikaner muss den „Lone Star State“ halten, der seit fast einem Vierteljahrhundert keinen Demokraten mehr in den Senat entsandt hat.
Sein Gegner Beto O’Rourke macht es ihm dabei sehr schwer. Der 45-jährige Vater dreier Kinder, ein herausragender Redner, liegt in Umfragen nur wenige Prozentpunkte hinter Cruz. Medien bezeichnen ihn wegen seines Charismas bereits als „weißen Obama“. Sein Programm – Krankenversicherung für alle, Waffenwahn eindämmen, 15-Dollar-Mindestlohn, Legalisierung von Marihuana, Integration von Zuwanderern und mehr Umweltschutz – ist in einem traditionell Washington-kritischen Bundesstaat wie Texas populärer als viele glaubten.
In Arizona wird auf jeden Fall erstmals eine Frau Senatorin. Die Republikanerin Martha McSally ist landesweit bekannt, weil sie in den Vorwahlen den von Trump hofierten früheren Skandal-Sheriff Joe Arpaio aus dem Rennen kegelte. Der Ex-Kampfpilotin (52) steht die zehn Jahre jüngere Demokratin Kyrsten Sinema gegenüber.
In Pennsylvania sind die Augen auf den talentierten Mainstream-Demokraten Conor Lamb gerichtet (34), der sich in einem klassischen Arbeiter-Bundesstaat, den Trump 2016 gewonnen hat, gegen das Weiße Haus und den dort gestützten Republikaner Keith Rothfus positioniert. In Michigan steht mit der Demokratin Rashida Tlaib die erste Muslimin in den USA vor dem Einzug ins Repräsentantenhaus. Die 42-Jährige kommt aus einer 16-köpfigen palästinensischen Einwandererfamilie in Detroit.
Viel zu verlieren
Großes Interesse wecken auch die 36 Gouverneurs-Wahlen. Hier haben die Republikaner (derzeit 26 Posten) am meisten zu verlieren. In Florida kämpfte Trump für Ron DeSantis. Dessen Kontrahent Andrew Gillum hat als schwarzer Bürgermeister der Hauptstadt Tallahassee gute Karten – und jede Menge Überzeugungskraft.
Nebenan in Georgia kann die Demokratin Stacey Abrams Geschichte schreiben und erste afro-amerikanische „Ministerpräsidentin“ des Südstaates werden. Die 44-Jährige hat es mit dem Republikaner Brian Kemp zu tun, der gerade Negativ-Schlagzeilen schreibt. Er hält laut Lokalmedien mit bürokratischen Tricks Schwarze vom Wahlgang ab.
Dirk Hautkapp
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