Trumps Zollkriegsfolgen: 70 Milliarden Dollar mehr, aber kein Wirtschaftsschub

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Das US-Handelsminus sinkt, mehr als hundert Milliarden Dollar Einnahmen, leicht steigende Inflation - aber das Loch im Budget wird Trumps Zollkrieg auch auf lange Sicht nicht stopfen.

Rund 60 Milliarden Dollar betrug das Handelsdefizit der USA im Juni - und lag damit auf dem niedrigsten Monatswert seit zwei Jahren. Für US-Präsident Donald Trump kein Anlass, sich auf seinen jüngst verhängten Zollstrafen auszuruhen. Was Trump am "Liberation Day" Anfang April verkündet hatte, war nicht nur ein Zollhammer gegen nahezu alle Länder der Welt, sondern ein "Erdbeben" für die amerikanische Wirtschaft. Mit Milliarden zusätzlicher Einnahmen sollte nicht nur das riesige Loch zumindest teilweise gestopft werden, das sich seit der Verabschiedung des Budgetgesetzes ("big beautiful bill") aufgetan hat. Vor allem wollte die Trump-Administration mittels Zollstrafen die Handelspartner dazu zwingen, Milliardeninvestitionen in den USA zu tätigen, und dadurch Jobs zu schaffen und die Wirtschaft anzukurbeln. 

Was ist seit Amtsantritt von Trump in den vergangenen sechs Monaten geschehen? Eine erste Bilanz:  

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Handelsschiff vor der Skyline in Manhatten

Das BIP stieg im ersten Halbjahr im Jahresvergleich um 1,2 Prozent, nach einem Wert von einer mehr als doppelt so hohen Steigerung von 2,5 Prozent im Vorjahr.

Die Inflation stieg weniger als zunächst erwartet: Im Mai erhöhten sich die Verbraucherpreise um 2,4 Prozent, im Juni stiegen sie im Jahresvergleich, also im Verhältnis zum Juni 2024 um 2.7 Prozent.

Die Tendenz sei somit klar, meinen Ökonomen - die Preise würden wegen der Zölle weiter steigen. Allerdings sei die Inflation geringer ausgefallen als zunächst erwartet. 

Das wird im Allgemeinen darauf zurückgeführt, dass sich Großhändler vorsorglich mit Waren eingedeckt haben und noch aus Lagerbeständen verkaufen, während die neuen, stärker bezollten Waren erst allmählich im US-Markt aufschlagen und die Preise somit in die Höhe treiben würden.

Womit Trump triumphierend hausieren gehen kann: Die US-Regierung hat heuer bisher etwa 127 Milliarden Dollar an Zolleinnahmen von Importeuren eingenommen, das sind rund 72 Milliarden Dollar mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr.

Mehrere wichtige Rechnungen der Trump-Administration gehen allerdings nicht auf: So etwa hatte der US-Präsident angedeutet, dass die zusätzlichen Einnahmen für viele Amerikaner die Einkommenssteuer ersetzen könnten, insbesondere für diejenigen, die weniger als 200.000 Dollar pro Jahr verdienen.

Laut einem Bericht des Wall Street Journals aber zahlte dieser sehr große Anteil der US-Haushalte rund 600 Milliarden Dollar an Einkommenssteuer.

Und auch die Annahme, dass die amerikanische Industrieproduktion einen Wachstumsschub hinlegen würde, hat sich so nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, so berichtet das Wall Street Journal weiter, habe es im 2. Quartal des Jahres einen Rückgang bei Investitionen für Fabriksgebäuden gegeben. Zudem wird erwartet, dass sich mit den sinkenden Importen auch die Exporte abschwächen werden - und so wiederum die Arbeitslosigkeit erhöhen werde.

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