US-Vorwahlen: Schluss mit lustig
Am Dienstag findet in Florida die nächste Etappe im Vorwahl-Rennen der Republikaner statt. Offenbar ein Anlass für die Bewerber, die Glacéhandschuhe wegzupacken. Mitt Romney und Newt Gingrich lancierten erneut Wahlkampfspots, in denen sie sich gegenseitig hart angreifen. Romneys Lager erinnerte am Samstag etwa daran, dass Gingrich Ende der 90er Jahren wegen Verstößen gegen die ethischen Richtlinien des Kongresses zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden war (das Video sehen Sie hier). Nachdem Romney in seiner Wahlkampfführung lange eine Schlammschlacht mit seinen innerparteilichen Kontrahenten zu vermeiden suchte und seine Attacken auf Präsident Barack Obama konzentrierte, macht er eine Kehrtwende. Romney nannte Gingrich einen "großartigen Jungen mit vielen großartigen Ideen", der als Führungsfigur der Republikaner während seiner Zeit als Repräsentantenhaus-Chef in den 90er Jahren jedoch gescheitert sei. "Er ist nicht der Anführer, den wir in diesen schwierigen Zeiten brauchen".
Gingrichs Lager versuchte ebenfalls, Romney mit Spots auf Floridas Radio- und Fernsehsendern zu diskreditieren. Dabei wurden ihm unter anderem seine wechselnden Positionen beim hochemotionalen Thema Abtreibung vorgehalten (das Video sehen Sie hier). Gingrich gab sich am Samstag kämpferisch und sagte, er werde "den ganzen Weg bis zum Nominierungsparteitag" Ende August gehen. Bei einem Auftritt in einer Kirche in Orlando wiederholte er mit Blick auf Romneys eher liberale Vergangenheit, dass nur ein "solider Konservativer" gegen Obama gewinnen könne.
Nach einigem Auftrieb durch seinen Sieg bei den Vorwahlen vor einer Woche in South Carolina war Gingrich in jüngsten Umfragen wieder hinter seinen Rivalen zurückgefallen. Der Webseite realclearpolitics.com zufolge lag der Ex-Chef des Repräsentantenhauses im Schnitt bei 31 Prozent, während Romney auf 39 Prozent kam. Der christlich-konservative Ex-Senator Rick Santorum und der texanische Abgeordnete Ron Paul waren mit elf beziehungsweise knapp zehn Prozent abgeschlagen. Bei den Vorwahlen in Florida sind am Dienstag alle republikanischen Parteimitglieder in dem bevölkerungsreichen Staat zur Stimmabgabe aufgerufen.
Unendliche Weiten
Interessant ist, dass sich die republikanischen Bewerber in Zeiten der Wirtschaftskrise den Weltraum als ein bestimmendes Thema aussuchen - mit dem sie sowohl die Phantasien der Nation beflügeln, aber auch die wirtschaftlichen Sorgen der Menschen in Florida ansprechen können. "Space Coast" nennt sich die Region um Cape Canaveral noch immer stolz, die Romney nun besuchte. Der Weltraumbahnhof an der Atlantikküste ist das Tor der USA ins All, seit den 1960er Jahren starteten hier alle bemannten NASA-Missionen. Doch seit die "Atlantis" im vergangenen Juli als letztes Space Shuttle zur Internationalen Raumstation ISS flog, müssen US-Astronauten in russischen Raumkapseln mitfliegen. US-Präsident Barack Obama hat angesichts leerer Kassen bei der Entwicklung eines neuen Raumfahrtprogramms den Rotstift angesetzt. Erst in einigen Jahren dürften die USA wieder in der Lage sein, eigenständig Menschen ins All zu befördern.
Romney machte Obama am Freitag in Cape Canaveral für den Niedergang der US-Raumfahrt verantwortlich. "Es ist an der Zeit, eine Mission für das Raumfahrtprogramm der Vereinigten Staaten von Amerika zu haben", beschwor er seine Anhänger. Dabei gehe es nicht nur um die militärische und technologische Überlegenheit der USA, sondern auch um Arbeitsplätze. Romney stellte klar, dass er der Region nicht "hunderte Milliarden Dollar" versprechen könne. Geht es nach Romney, sollen dafür künftig vor allem private Unternehmen verantwortlich sein.
Romney war unter Zugzwang geraten, als Gingrich an der "Space Coast" mit einem verwegenen Versprechen für Aufsehen gesorgt hatte. US-Medien berichteten, dass Romney den Abstecher nach Cape Canaveral ganz kurzfristig in sein Wahlkampfprogramm aufgenommen habe. Die Angestellten von Astrotech, seiner Kulisse für den Auftritt, hätten die ganze Nacht die Werkshalle aufräumen müssen, damit der republikanische Bewerber seine im Fernsehen übertragenen Worte zum Weltall loswerden konnte. Verglichen mit Gingrichs Kolonisierungsplänen für den Erdtrabanten wirkte Romneys Appell an den Privatsektor mehr als bescheiden.
Rivale Gingrich setzt dagegen auf große Visionen und will eine dauerhafte Mondbasis errichten. Bis zum Ende einer möglichen zweiten Amtszeit, also 2020, wolle er eine permanente US-Basis auf dem Mond schaffen, tönte dieser. Die USA hätten den ersten Mann auf den Mond gebracht und dürften den Weltraum nun nicht den Chinesen überlassen.
"Newt Skywalker"
Experten halten die Errichtung einer Mondbasis bis 2020 aber für eine Träumerei. Das sei eine "totale Phantasie", sagte John Logsdon, emeritierter Professor vom Institut für Weltraumpolitik der George Washington University. Allerdings ist Gingrich für seinen Hang zu Science Fiction einschlägig bekannt. In den 1980er Jahren erhielt er als junger Kongressabgeordneter in Anlehnung an die " Star Wars"-Filme den Spitznamen Newt Skywalker. Bereits damals hatte Gingrich vorgeschlagen, den Mond zum Abbau von Rohstoffen zu nutzen.
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