US-Pastor aus türkischer Haft freigelassen: Am Weg zu Trump

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In der Nacht auf Samstag legte Brunson einen kurzen Zwischenstopp in Deutschland ein.

US-Präsident Donald Trump hat die Freilassung des zwei Jahre lang in der Türkei festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson als großen Erfolg gefeiert und lässt ihn nun auf schnellstem Weg zu sich bringen. In der Nacht auf Samstag legte Brunson einen kurzen Zwischenstopp in Deutschland ein, wo ihn US-Botschafter Richard Grenell empfing. Noch am Samstag wurde Brunson im Weißen Haus erwartet.

"Er hat viel durchgemacht, aber nun ist er auf dem Weg zurück", sagte Trump am Freitagabend (Ortszeit) bei einem Wahlkampfauftritt im US-Bundessstaat Ohio. Seine Regierung habe bereits mehrfach Freilassungen von US-Bürgern erreicht - so auch bei Brunson, sagte Trump. "Wir holen viele Leute zurück." Der US-Präsident sagte, er wolle den Pastor möglichst noch am Samstag im Oval Office begrüßen.

"Fast zuhause"

Zunächst legte das Flugzeug mit Brunson an Bord aber am frühen Morgen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein bei Kaiserslautern eine Zwischenlandung ein. "Dank (US-Präsident) Donald Trump ist er fast zuhause", schrieb Grenell über Brunson, der nach seiner Landung eine ihm überreichte US-Flagge geküsst habe. Nach einer ärztlichen Untersuchung sollte Brunson dann weiterfliegen und noch am gleichen Tag auf einem Militärflughafen außerhalb Washingtons landen.

Die Türkei hatte ihn zwei Jahre lang festgehalten und ihm unter anderem Spionage sowie die Unterstützung der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vorgeworfen. Damit setzte sich Ankara dem Vorwurf aus, Brunson einen politisch motivierten Prozess zu machen. Der Fall löste ein schweres Zerwürfnis zwischen den USA und der Türkei aus. Am Freitag hob ein Gericht im westtürkischen Izmir schließlich den Hausarrest und die Ausreisesperre für Brunson auf, sodass er die Türkei noch am Abend zusammen mit seiner Frau Norine in Richtung Deutschland verlassen konnte.

Trump betonte, die USA hätten sich lange um eine Freilassung Brunsons bemüht. Der nun erzielte Durchbruch habe aber nichts mit irgendeinem Deal zu tun. "Es gibt da keinen Deal", sagte er. "Aber wir sind sehr froh, dass wir ihn zurück haben."

Regierung weiterhin tief besorgt

Aus dem Weißen Haus hieß es, die US-Regierung sei weiter tief besorgt über die Inhaftierung anderer US-Bürger in der Türkei. Zugleich hieß es, die USA und die Türkei hätten eine Reihe gemeinsamer Anliegen mit Blick auf regionale Sicherheit und Stabilität, und die US-Regierung freue sich, bei diesen Themen mit der Türkei zusammenzuarbeiten.

Um die Freilassung des Pastors zu erreichen, verhängte Trump im August Sanktionen und Strafzölle gegen die Türkei. Die türkische Lira brach daraufhin stark ein. Die Währungskrise dauert auch Wochen später noch an und wirkt sich zusammen mit der massiven Inflation auf die gesamte Wirtschaft aus. Auf die Entscheidung des Gerichts reagierte die Lira sofort mit einem Ausschlag nach oben.

Der 50-jährige Brunson hatte mehr als 20 Jahre lang in der Türkei gelebt. Er war Pastor an einer evangelikalen Kirche in der Küstenmetropole Izmir, als er wenige Monate nach dem Putschversuch vom Juli 2016 in der Türkei festgenommen und dann im Dezember desselben Jahres in Untersuchungshaft genommen wurde. Ende Juli wurde er wegen Gesundheitsproblemen in den Hausarrest entlassen. Mit seiner Freilassung endete nun ein politisches und persönliches Drama.

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