Israel setzt Einsatz in Gaza fort + UNO-Vertreter: Gaza ist "Hölle auf Erden"
Der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen hat drastische Worte für das Leiden der Bevölkerung im Gazastreifen gewählt.
Bei einer Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrates in New York zitierte Riad Mansur zunächst den ehemaligen UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld mit den Worten: "Die Vereinten Nationen wurden nicht gegründet, um uns in den Himmel zu bringen, sondern um uns vor der Hölle zu retten."
Dann fügte Mansur mit Blick auf die heftigen Kämpfe in Nahost hinzu: "Gaza ist jetzt die Hölle auf Erden." Die Bewahrung der Menschheit vor der Hölle bedeute nichts Anderes als die Rettung der Palästinenser in Gaza.
Mansur flehte vor dem mächtigsten UNO-Gremium: "Behandeln Sie uns wie Menschen mit dem Respekt, den wir verdienen. Wir sind keine Untermenschen. Wir sind nicht von einem anderen Planeten."
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Weitere Themen in diesem Artikel:
- Israel setzt Einsatz in Gaza fort
- Gefechte im Gaza-Streifen mit Qassam-Brigaden
- Gefechte an der Grenze zum Libanon
- Westjordanland: Haus des Hamas-Chefs gesprengt
- USA: "Unterstützen eine Waffenruhe derzeit nicht"
Am Sonntag beispielsweise konnten nach UNO-Angaben nur 33 Lastwagen Wasser, Nahrungsmittel und Medikamente von Ägypten aus über den Grenzübergang Rafah in das Gebiet bringen.
"Die Handvoll Konvois, die durch Rafah erlaubt werden, sind nichts gegen den Bedarf von zwei Millionen im Gazastreifen eingeschlossenen Menschen", sagte am Montag der Chef des UNO-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Philippe Lazzarini, im UNO-Sicherheitsrat. In dem Gebiet gebe es "eine unvergleichbare humanitäre Not".
Israel setzt Einsatz in Gaza fort
Die israelische Armee hat einem Militärsprecher zufolge ihren Einsatz mit Bodentruppen im Gazastreifen am Dienstag fortgeführt. Israelische Truppen befänden sich in "verschiedenen Teilen des nördlichen Gazastreifens", sagte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus. Schwer gepanzerte Fahrzeuge, Panzer, gepanzerte Kampffahrzeuge und Bulldozer seien in den Gazastreifen bewegt worden.
Armeesprecher Conricus sagte, er verstehe, dass die humanitäre Situation in dem dicht besiedelten Küstenstreifen schwierig sei. Dies sei jedoch nicht die Schuld der israelischen Armee.
Gefechte im Gaza-Streifen mit Qassam-Brigaden
Im Gaza-Streifen beschossen in der Nacht auf Dienstag die Qassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, nach eigenen Angaben die israelischen Streitkräfte im Norden und Süden. Kämpfer lieferten sich mit Maschinengewehren und Panzerabwehrraketen Gefechte mit israelischen Streitkräften, die "in die südliche Gaza-Achse eingedrungen" seien, hieß es in der Mitteilung.
Die Kämpfer hätten auch zwei israelische Panzer und Planierraupen im Nordwesten des Gazastreifens mit Raketen beschossen. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht.
Der Sprecher der israelischen Streitkräfte, Daniel Hagari, teilte in der Nacht auf Dienstag auf X jedoch mit, man habe einen Eindringling aus dem Gaza-Streifen fünf Kilometer im Landesinneren gestellt und bei einem Festnahmeversuch erschossen.
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Der Vorfall ereignete sich an einer Kreuzung nahe des Kibbuz Re'im, in dessen Nähe sich am 7. Oktober das Massaker am Supernova-Festival ereignete, bei dem rund 260 Partybesucher getötet und zahlreiche weitere als Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt wurden.
Gefechte an der Grenze zum Libanon
An der israelisch-libanesischen Grenze ist es erneut zu Gefechten gekommen. Israelische Kampfjets hätten "Terrorinfrastruktur" der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon angegriffen, teilte Israels Armee in der Nacht auf Dienstag mit.
Zu den Zielen der Angriffe Israels im Libanon gehörten Waffen und Stellungen der Hisbollah. In den Tagen zuvor waren nach Angaben der Armee erneut Raketen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert worden. An der israelisch-libanesischen Grenze kommt es seit Beginn des Gaza-Kriegs zunehmend zu Konfrontationen. Auf beiden Seiten gab es bereits Tote. Die Hisbollah hat Verbindungen zur im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas.
Westjordanland: Haus des Hamas-Chefs gesprengt
Auch aus dem Westjordanland wurde ein neuerlicher Zwischenfall gemeldet. Jüdische Siedler hätten in der Nacht auf Dienstag in einem Dorf südlich von Hebron ein Haus angezündet, hieß es bei Haaretz online. Das US-Außenministerium hatte Israel erst am Montag aufgefordert, die Gewalt jüdischer Siedler im besetzten Westjordanland gegen Palästinenser zu stoppen. Es müssten Maßnahmen zum Schutz der palästinensischen Einwohner getroffen werden.
Dienstagfrüh hat die israelische Armee im Westjordanland das Haus des stellvertretenden Hamas-Chefs Saleh al-Arouri in der Nähe von Ramallah gesprengt.
Al-Arouri gilt als Gründungsmitglied der Qassam-Brigaden, dem militärischen Arm der Hamas, und als militärischer Befehlshaber der Hamas im Westjordanland. Videos der Sprengung wurden in den Sozialen Medien verbreitet.
Laut der israelischen Tageszeitung Haaretz stand das Haus seit Jahren leer. Al-Arouri soll - wie die gesamte Hamas-Führungsriege - seit Jahren im Ausland leben.
Vermutlich in der Türkei, im Libanon oder in Katar. Letzte Woche soll er sich laut einem der libanesischen Hisbollah nahestehenden TV-Sender mit dem Chef der Hisbollah, Hassan Nasrallah, sowie dem Chef der Terrororganisation Islamischer Jihad, Ziad Nahleh, getroffen haben, berichtete Haaretz.
USA: "Unterstützen eine Waffenruhe derzeit nicht"
Die USA wollen sich den international immer lauter werdenden Rufen nach einer Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas bewusst nicht anschließen. "Wir glauben nicht, dass eine Waffenruhe im Moment die richtige Antwort ist", sagte am Montag der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby. Stattdessen sollte über "Pausen" nachgedacht werden, um Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu bringen.
"Wir unterstützen eine Waffenruhe derzeit nicht", so Kirby. Zugleich zeigte er sich überzeugt, dass es "in den kommenden Tagen" gelingen könne, "täglich hundert Lastwagen" mit Hilfsgütern in das von der Hamas beherrschte Palästinensergebiet zu bringen.
Eine solche Menge an Hilfslieferungen ist nach Ansicht der Vereinten Nationen mindestens notwendig, um die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen mit dem Nötigsten zu versorgen. Diese Zahl wird bisher nicht ansatzweise erreicht.
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