Ukraine trifft russisches Ölterminal am Schwarzen Meer
Heizöl-Terminal von Novorossiysk (NMT) im Schwarzmeerhafen von Novorossiysk, Russland, am 30. Mai 2018.
Zusammenfassung
- Ukrainische Streitkräfte greifen russisches Ölterminal in Noworossijsk am Schwarzen Meer an, mehrere Verletzte und Schäden an zivilen Gebäuden.
- Russland startet massive Angriffe auf Kiew und andere Regionen, mindestens vier Tote und zahlreiche Verletzte, Infrastruktur stark beschädigt.
- Russisches Verteidigungsministerium meldet Abwehr von 216 ukrainischen Drohnen und Einsatz nordkoreanischer Minenräumer in der Region Kursk.
Kiews Militär hat ein russisches Ölterminal in der Hafenstadt Noworossijsk am Schwarzen Meer angegriffen. Das Ölterminal, Küstenanlagen und ein ziviles Schiff wurden dabei dem Gouverneur der Region Krasnodar, Weniamin Kondratjew, zufolge beschädigt. Drei Besatzungsmitglieder des Schiffs seien verletzt worden. Drohnenteile seien außerdem auf vier Mehrfamilienhäuser und zwei Privathäuser gestürzt, ein Mann wurde demnach verletzt.
In der Stadt wurde nach Angaben des Bürgermeisters Andrej Krawtschenko der Ausnahmezustand verhängt, und Notunterkünfte wurden eingerichtet. In sozialen Medien kursierten Videos von einer Explosion und Feuer, die den Angriff zeigen sollen. Der Hafen Noworossijsk ist wichtig für den russischen Ölexport.
Kiew: Antwort auf russische Angriffe
In der Ukraine teilte der Leiter des staatlichen Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation in Kiew, Andrij Kowalenko, eines dieser Videos und kommentierte, dass es sich dabei um das Ölterminal in Noworossijsk handle. Dem stellte er gegenüber, dass Russen Wohnhäuser und Energieanlagen in der Ukraine angriffen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hatte am Morgen nach neuen russischen Angriffen mitgeteilt, dass Kiew mit weitreichenden Waffen antworte auf Moskaus Attacken.
Seit Monaten nimmt Kiew verstärkt die Ölindustrie Russlands ins Visier, die wichtig für Moskaus Finanzierung des Krieges ist. Die Zahlen der Opfer und Schäden stehen in keinem Verhältnis zu den verheerenden Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.
Vier Tote bei russischen Angriffen auf Kiew
Bei russischen Angriffen auf Kiew sind nach Angaben von Präsident Selenskij mindestens vier Menschen getötet worden. Die russische Armee habe mit etwa 430 Drohnen und 18 Raketen angegriffen, erklärte Selenskij am Freitag in Sozialen Medien. Es habe sich um eine gezielte Attacke gehandelt, "die dazu diente, den Menschen und der zivilen Infrastruktur maximalen Schaden zuzufügen".
Mindestens 24 Menschen wurden nach Angaben der Kiewer Polizei bei den Angriffen am Freitagmorgen verletzt, darunter auch eine Schwangere und ein Zehnjähriger. 30 Wohngebäude in neun Stadtteilen seien beschädigt worden. Die Rettungskräfte retteten mehr als 40 Menschen aus brennenden und beschädigten Gebäuden.
"Massiver Angriff"
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko bezeichnete den Angriff auf die Hauptstadt als "massiv". Auf Telegram schrieb er: "Die Luftabwehrkräfte sind in Kiew im Einsatz. Ein massiver Angriff des Feindes auf die Hauptstadt." Teile des Heizungsnetzes wurden Klitschko zufolge beschädigt. In einigen Gebäuden funktioniere die Heizung nicht. Auch bei der Strom- und Wasserversorgung könne es Probleme geben. Der Stadtverwaltung zufolge kam es zu Verspätungen und Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr.
Nach Angaben der örtlichen Militärverwaltung zielten Raketen und Drohnen auf wichtige Infrastruktureinrichtungen in Kiew. "Die Russen greifen Wohngebäude an", erklärte der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Tymur Tkaschenko, in Onlinenetzwerken. Fast jeder Bezirk sei von den Angriffen betroffen. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten von Explosionen in der Stadt.
Auch Botschaft Aserbaidschans getroffen
In der Hauptstadt sei auch die Botschaft Aserbaidschans von Trümmern einer Rakete getroffen worden. Kiew war Selenskij zufolge das Hauptziel der Attacke, aber auch die Region um die Hauptstadt und die Gebiete Charkiw wurden getroffen. In der Region Sumy sei nach vorläufigen Angaben eine Hyperschall-Rakete vom Typ Zirkon zum Einsatz gekommen.
Selenskij forderte einmal mehr weitere Sanktionen gegen Russland. Die Ukraine brauche außerdem eine Verstärkung der Flugabwehr mit zusätzlichen Systemen und Abfangraketen, forderte er erneut. Zugleich teilte er mit, dass die Ukraine bei Gegenschlägen mit ihren weitreichenden Neptun-Marschflugkörpern Ziele im russischen Hinterland getroffen habe. Die Schläge würden immer zielgenauer und erfolgreicher. "Und das ist unsere völlig gerechte Antwort auf Russlands andauernden Terror", sagte er.
In der südlichen Region Odessa wurden unterdessen nach Angaben von Gouverneur Oleh Kiper zwei Menschen getötet und sieben weitere verletzt. Russland habe einen Markt in der Stadt Tschornomorsk angegriffen, so Kiper auf Telegram.
216 ukrainische Drohnen über Russland
Indes wehrte die Armee in Russland nach Angaben des Verteidigungsministeriums in der Nacht zum Freitag 216 ukrainische Drohnen ab. Allein 66 Drohnen seien über der Schwarzmeerregion Krasnodar niedergegangen, 45 über der etwas weiter nördlich gelegenen Region Saratow, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Freitag im Onlinedienst Telegram.
Das russische Verteidigungsministerium teilte zudem mit, in der südlichen Region Kursk würden Minenräumer aus Nordkorea eingesetzt. Nachdem Spezialeinheiten aus Nordkorea zuvor "einen wichtigen Beitrag zur Niederlage des Feindes" geleistet hätten, seien nun Minenräumer in der Region an der Grenze zur Ukraine im Einsatz, hieß es am Freitag in der offiziellen Zeitung des russischen Verteidigungsministeriums, "Krasnaja Swesda" (Roter Stern). Demnach wurden die nordkoreanischen Minenräumer in Russland ausgebildet. Nach der Vertreibung der ukrainischen Truppen aus Kursk befänden sich in der Region weiterhin "hunderte" Minen.
Russland hatte im Juni angekündigt, der Verbündete Nordkorea werde mehrere tausend Minenräumer und Arbeiter der nordkoreanischen Armee zum Wiederaufbau nach Kursk schicken. Seit September wurden nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes rund 5.000 nordkoreanische Soldaten entsandt. Die ukrainische Armee hatte einen kleinen Teil der Region Kursk monatelang besetzt gehalten.
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