Medwedew: Russland soll Invasion in der Ukraine ausweiten
Dmitri Medwedew, Vize-Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, droht angesichts des ukrainischen Vorstoßes in die russische Grenzregion Kursk mit einer Ausweitung der Invasion in der Ukraine.
Der russische Militäreinsatz dürfe sich nicht mehr nur darauf beschränken, die Gebiete in der Ukraine zu sichern, die Russland als sein Gebiet betrachte, sagt der Ex-Präsident. Vielmehr sollten die Streitkräfte in Richtung der Städte Odessa, Charkiw, Dnipro, Mykolajiw, Kiew und darüber hinaus drängen. Der Vormarsch werde erst dann eingestellt, wenn es Russland für vorteilhaft halte.
Ukrainische Truppen sind russischen Angaben zufolge bei einem Gegenangriff weit in russisches Gebiet in der Region vorgestoßen. Offiziell hält sich die Ukraine weiter bedeckt. Im Morgenbericht des Generalstabs wurde die Offensive nicht erwähnt.
Kämpfe um Kleinstadt Sudscha
Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) bestätigten anhand von Informationen in sozialen Netzwerken, dass die ukrainischen Truppen mindestens zehn Kilometer weit auf russisches Gebiet vorgedrungen seien.
Der russische Militärblog Rybar berichtete am Mittwochabend, der westliche Teil der Kleinstadt Sudscha sei unter ukrainischer Kontrolle. Gekämpft werde nun um den Osten der Stadt. Hauptproblem für die russische Seite sei, dass die Ukraine noch weitere Kräfte heranziehen könne.
"Sudscha ist im Grunde verloren"
Mehrere pro-russische Militärblogger sprachen von anhaltenden Kämpfen. Zivilisten würden in Sicherheit gebracht.
"Sudscha ist für uns im Grunde verloren. Dabei handelt es sich hier um einen wichtigen Logistikknotenpunkt", schrieb Juri Podoljaka, ein bekannter prorussischer Militärblogger ukrainischer Herkunft. Die ukrainischen Streitkräfte würden nach Norden in Richtung Lgow vordringen. "Im Allgemeinen ist die Lage schwierig und verschlechtert sich weiter, obwohl das Tempo der ukrainischen Offensive merklich nachgelassen hat."
Ausnahmezustand verhängt
Über das Gebiet Kursk wurde der Ausnahmezustand verhängt, Tausende Menschen sind dort auf der Flucht.
In Moskau nannte Präsident Wladimir Putin am Mittwoch den ukrainischen Angriff eine Provokation. Der amtierende Vizegouverneur von Kursk, Andrej Belostozki, sagte im russischen Fernsehen: „Der Feind ist keinen Meter vorangekommen, im Gegenteil, er zieht sich zurück.“
Die Lage sei "stabil und unter Kontrolle", erklärte der Vize-Gouverneur der Grenzregion am Donnerstag der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti zufolge.
Überraschungsmoment aufseiten der Ukraine
Über das Ziel des ukrainischen Vorstoßes wird weiter gerätselt, denn eigentlich bräuchte die Ukraine die Truppen, um die bröckelnde Front im Gebiet Donezk zu stabilisieren. Andererseits verschafft ihr der Angriff ein Überraschungsmoment. Auch Russland wird gezwungen, seine Kräfte umzugruppieren.
In der Nacht schoss Russland nach Angaben des Verteidigungsministeriums 16 feindliche Drohnen über den Grenzgebieten Kursk und Belgorod ab. Auch dies war nicht unabhängig überprüfbar. Die Ukraine verteidigt sich seit fast zweieinhalb Jahren gegen eine großangelegte russische Invasion.
Kurz zusammengefasst
- Ukrainische Truppen sind russischen Angaben zufolge bei einem Gegenangriff weit in russisches Gebiet in der Region Kursk vorgestoßen.
- Aktuell toben Kämpfe um die Kleinstadt Sudscha, die teilweise schon von Ukrainern besetzt sein dürfte.
- Dmitri Medwedew droht angesichts des ukrainischen Vorstoßes mit einer Ausweitung der Invasion in der Ukraine.
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