"Du bist doch ein Mann!": Russland sucht neue Soldaten

"Du bist doch ein Mann!": Russland sucht neue Soldaten
Ein ungewöhnlicher Lichtschweif am nächtlichen Horizont über Kiew sorgte unterdessen für Luftalarm in der ukrainischen Hauptstadt.

Angesichts schwerer Verluste bei seinem Krieg gegen die Ukraine wirbt Russlands Verteidigungsministerium nun mit einem aufwendig produzierten Video um Kämpfer für die Gefechte im Nachbarland.

In dem Werbespot werden Interessierte damit gelockt, unter Beweis zu stellen, dass sie "echte Männer" seien. Zu sehen sind auf dem Clip im Stil eines Actionfilms ein Wachmann in einem Supermarkt, ein Trainer im Fitnessstudio und ein Taxifahrer, die sich in Soldaten in Uniform verwandeln.

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Weiters in diesem Artikel:

  • Russisches Militär stellt sich neu auf
  • Zahlreiche Drohnenangriffe abgewehrt
  • Greller Lichtblitz über Kiew: War es ein NASA-Satellit?
  • Weiter schwere Kämpfe in Bachmut
  • Kiew: Neue Truppen für Fronteinsatz

Mit dem Video wird direkt hinterfragt, ob die Männer an der richtigen Stelle ihrem Land dienen.

"Du bist doch ein Mann! Werde nun einer!"

"Du bist doch ein Mann! Werde nun einer!" ist auf Russisch in dem 46-Sekunden-Clip zu lesen. "Diene mit einem Vertrag!", lautet die Aufforderung.

Versprochen werden den Freiwilligen monatlich für den Fronteinsatz ein Sold ab 204.000 Rubel (rund 2.280 Euro), eine ordentliche Ausbildung und Sozialleistungen.

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Unter einer Hotline mit der Nummer 117 oder auf einer Internetseite können sich die Männer direkt melden. Im ganzen Land gibt es Meldepunkte für die Freiwilligen. Die Versprechungen stehen im Widerspruch zu vielen anderen Clips, in denen Soldaten immer wieder schlechte Ausrüstung, Führung und Behandlung beklagen.

Zuletzt hatte auch die russische Privatarmee Wagner in Schreiben Freiwillige für den Einsatz im Kriegsgebiet für einen Sold von 240.000 Rubel monatlich geworben. Versprochen werden außerdem Erfolgsprämien, teilte Wagner mit. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat ebenfalls im ganzen Land Anwerbestellen eingerichtet.

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Geheimdienst: Russisches Militär stellt sich neu auf

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste könnte sich das russische Militär in den besetzen Gebieten in der Ukraine neu aufgestellt haben. Ein Anzeichen dafür ist ihrem Lagebericht von Donnerstag zufolge eine Mitteilung des Kreml zu einem Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin bei regionalen Kampftruppen am Fluss Dnipro.

Die Bezeichnung dieser Truppen als größere, nach dem Dnipro benannte Einheit sei neu, hieß es vom britischen Verteidigungsministerium.

Zu Beginn des Krieges seien die regionalen Kampftruppen nach ihren Heimatbezirken in Russland benannt gewesen. Dass es nun mutmaßlich eine neue russische Dnipro-Kampfeinheit gebe, deute darauf hin, dass sich das Militär neu aufgestellt habe.

Die Briten vermuten, dass der Grund dafür schwere Verluste sein könnten. Die Truppen am Dnipro seien wahrscheinlich damit beauftragt, den südlichen Teil des besetzten Gebiets zu verteidigen.

Zahlreiche Drohnenangriffe abgewehrt

Die Ukraine hat nach Angaben des Generalstabs in Kiew erneut zahlreiche russische Drohnenangriffe abgewehrt. Innerhalb von 24 Stunden seien 21 von 26 iranischen „Kamikaze-Drohnen“ vom Typ Shahed-136 abgeschossen worden, teilte der ukrainische Generalstab am Donnerstagmorgen in Kiew mit.

Zudem meldeten die ukrainischen Streitkräfte 55 russische Bodenangriffe, denen standgehalten worden sei. Die Gefechte konzentrierten sich demnach auf das ostukrainische Gebiet Donezk, wo auch die heftig umkämpfte Stadt Bachmut liegt.

Greller Lichtblitz über Kiew

Ein ungewöhnlicher Lichtschweif am nächtlichen Horizont über Kiew sorgte unterdessen für Luftalarm in der ukrainischen Hauptstadt. Kurz darauf teilte die Militärverwaltung der Stadt auf Telegram mit, dass möglicherweise ein in die Erdatmosphäre eingetretener, ausgedienter Satellit der NASA für dieses Phänomen gesorgt hatte.

"Es wurde ein Luftangriffsalarm ausgerufen, um Opfer durch auf den Boden fallende Trümmer zu vermeiden", hieß es. Die Flugabwehr sei nicht aktiv geworden.

Bei dem Satelliten handelt es sich möglicherweise um das Weltraumteleskop RHESSI, dessen Wiedereintritt in die Atmosphäre für die Nacht auf Donnerstag angekündigt war.

Das Teleskop war im Februar 2002 ins All gebracht worden, die Mission endete im Oktober 2018.

Weiter schwere Kämpfe in Bachmut

Zuletzt hatten das russische Verteidigungsministerium und die Privatarmee Wagner mitgeteilt, immer mehr Stadtteile von Bachmut unter ihre Kontrolle zu bringen. Der ukrainische Generalstab teilte nun mit, dass die russischen Verluste dort sehr hoch seien.

Gründe dafür seien das Fehlen von Munition und eine schlechte Kampfmoral. Bachmut, das einmal 70 000 Einwohner hatte, ist seit Monaten umkämpft.

➤ Mehr dazu: Beide Seiten klagen über Munitionsmangel

„Die schweren Kämpfe um Bachmut gehen weiter“, teilte der Generalstab mit. Die Ukraine will die strategische wichtige Stadt, die inzwischen zerstört ist, nicht aufgeben, um einen weiteren Durchbruch der russischen Truppen ins Landesinnere zu verhindern.

Der russische Aggressor nehme auch bewohnte Ortschaften massiv unter Artilleriebeschuss, teilt der Stab in Kiew weiter mit. Es gebe Tote und Verletzte in der Zivilbevölkerung, ganze Wohnhäuser und andere Infrastruktur seien zerstört. Dutzende Orte waren demnach betroffen, darunter auch in den Gebieten Saporischschja und Cherson, die russische Truppen teils besetzt halten und komplett einnehmen wollen. Russlands Angriffskrieg hatte vor knapp 14 Monaten begonnen.

Kiew: Neue Truppen für Fronteinsatz

Die Ukraine bereitet nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskij neue Truppen für den Fronteinsatz vor. Konkret handelt es sich dabei um Grenztruppen, die er am Mittwoch in Wolhynien im Dreiländereck der Ukraine mit Belarus und Polen besucht hatte.

Schon jetzt sind Grenztruppen der Ukraine an den Fronten im Einsatz, unter anderem in der schwer umkämpften Stadt Bachmut in der Ostukraine.

 "Zusammen mit allen unseren Verteidigungs- und Sicherheitskräften kämpfen die Grenzsoldaten an der Front, auch in den schwierigsten Gebieten", sagte Selenskij in seiner allabendlichen Videoansprache.

Sie seien "echte Helden, die Hunderte und Aberhunderte von Kampfeinsätzen erfolgreich absolviert haben".

"Wir bereiten auch neue Einheiten - Grenzschutzeinheiten - darauf vor, sich unseren aktiven Operationen anzuschließen, sich der Bewegung anzuschließen, die wir nach und nach entwickeln." 

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