Von Nazis und Ultra-Nationalisten
Während sich Tausende aus den umkämpften Gebieten in der Ostukraine in Sicherheit bringen, ziehen die Kämpfe dort Menschen eines besonderen Schlages an: Söldner und Freiwillige, Abenteurer mit krausen Weltvorstellungen – auf beiden Seiten dieses Konfliktes. Diese Woche meldeten russische Medien, pro-russische Separatisten hätten im umkämpften Lugansk einen schwedischen Freiwilligen gefangen genommen. Es handelt sich dabei um Mikael Skilt, einen bekennenden Neonazi, der nach eigener Darstellung in der Ukraine kämpft, um seine "weißen Brüder" gegen "zionistische Imperialisten" zu unterstützen. Er ist ausgebildeter Scharfschütze und kämpfte in den Reihen des Azow-Bataillons, einer Einheit der Nationalgarde, die dem Innenministerium untersteht.
Die Nationalgarde besteht aus einer Vielzahl an Einheiten, die sich aus Freiwilligen rekrutieren, vom Innenministerium ausgerüstet, trainiert und zur Unterstützung der maroden Armee eingesetzt werden.
Das Azow-Bataillon aber nimmt eine besondere Rolle ein – und eine, die besonnenen Ukrainern zunehmend Sorgen bereitet. Es ist wohl kein Zufall, dass ein schwedischer Neonazi genau hier anknüpfte. Angelobt werden die Kämpfer der Einheit unter der gelb-schwarzen Runen-Fahne der Organisation "Sozial-Nationaler Zusammenschluss" (SNA), eine Neonazi-Gruppe, die offen "Herrenrassengedanken" pflegt.
Kriegsblind
Der Link der Organisation zum politischen Establishment ist dabei Oleg Ljaschko, der bei den Präsidentenwahlen 8,3 Prozent erreichte. Auf der Liste seiner "Radikalen Partei" für den Stadtrat von Kiew stehen gleich vier Mitglieder der SNA. Auf einem Video ist Ljaschko zudem zu sehen, wie er einen gefangenen Separatisten misshandelt. Zwar besteht das Azow-Bataillon nicht nur aus SNA-Mitgliedern, die Kommandantenebene aber rekrutiert sich durchwegs aus deren Rängen sowie der Skinheadgruppe "Misanthropic Division".
Das allgemeine politische Chaos und die Kriegswirren setzen sich auch in der Berichterstattung ukrainischer Medien fort. Die Schattierungen und Grautöne des Begriffs "Patriotismus" gehen dabei teils verloren. Und so sind es zuweilen die liberalen Medien-Aushängeschilder der Revolution wie Hromadske-TV, die mehr als unkritisch über die anti-demokratische Ideologie der Azow-Kommandanten berichten. So saß ein Befehlshaber des Bataillons einmal mit Leibchen mit der Aufschrift "Black-Corps", Schwarzes Korps, im Studio. "Das Schwarze Korps" war die Zeitung der SS.
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