"Schwierige Lage": Ukraine gerät an der Ostfront unter Druck
Die ukrainische Armee steht an der Front im Osten des Landes unter schwerem Druck der angreifenden russischen Truppen. Von einer "schwierigen Lage" sprach der Generalstab in Kiew in seinem Morgenbericht. Die russische Armee nutze ihre Überlegenheit an Soldaten und Material für pausenlose Angriffe. Als Schwerpunkt der Attacken wurde die Bergbaustadt Selydowe im Gebiet Donezk genannt, die vor dem Krieg 23.000 Einwohner hatte.
Ukrainische Militärbeobachter berichteten vom Eindringen der Russen in die Stadt. Russische Telegramkanäle zeigten Bilder von der Fahne Russlands, die auf einem Hochhaus in Selydowe wehte. Ebenfalls stark gefährdet ist die Stadt Kurachiwka einige Kilometer weiter südlich.
Bei einem russischen Angriff auf die an der Front gelegene Stadt Kupjansk im Nordosten der Ukraine wurden nach ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet. Drei weitere Menschen seien verletzt worden, teilte der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Synehubow, mit. "Der Feind hat in der Nähe eines Ladens und des Stadtmarkts zugeschlagen."
Bei dem Eisenbahnknotenpunkt Kupjansk-Wuslowyj im Gebiet Charkiw zerstörte die russische Armee nach Militärangaben in Moskau eine Versorgungslinie über den Fluss Oskil. Diese Information war nicht unabhängig überprüfbar. Sie würde aber bedeuten, dass die ukrainischen Truppen auf der Ostseite des Flusses kaum mehr versorgt werden können. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen eine großangelegte russische Invasion.
Südkorea schließt Waffenlieferungen an Ukraine nicht aus
Der südkoreanische Außenminister Cho Tae-yul hat angekündigt, dass Südkorea angesichts der Entsendung nordkoreanischer Truppen nach Russland nicht untätig bleiben könne. "Ich glaube nicht, dass wir in einer Position sind, in der wir tatenlos zusehen können, wenn dies am Ende zu einer Bedrohung unserer Sicherheit wird", sagte Cho während einer parlamentarischen Anhörung in Seoul.
Auf die Frage eines Abgeordneten, ob die südkoreanische Regierung auch direkte Waffenlieferungen an die Ukraine erwägen würde, entgegnete der Spitzendiplomat, alle Optionen lägen auf dem Tisch. Die konkreten Maßnahmen würden unter anderem davon abhängen, welche Gegenleistungen Nordkorea von Russland erhielte. Bisher hat Südkorea aus Sorge vor einer Eskalation des Konflikts keine schweren Waffen an die Ukraine geliefert.
"Südkorea wird nicht untätig bleiben"
Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol nannte die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland eine "Provokation" und kündigte eine Reaktion an. "Südkorea wird nicht untätig bleiben", sagte Yoon am Donnerstag nach Gesprächen mit dem polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda. Beide Länder seien sich einig, dass die Stationierung eine Provokation sei, "welche die globale Sicherheit über die koreanische Halbinsel und Europa hinaus bedroht".
Laut südkoreanischem Geheimdienst soll Nordkorea insgesamt bereits 3.000 Soldaten entsendet haben. Die Truppen befinden sich demnach in Militäreinrichtungen in Russland, wo sie mutmaßlich für einen Einsatz gegen die Ukraine vorbereitet werden sollen. In Südkorea ist die Sorge groß, dass Nordkorea militärisch gestärkt aus der Zusammenarbeit mit Russland hervorgehen könnte.
Truppen via Schiff verlegt
Auch die US-Regierung hat eigenen Angaben nach gesicherte Erkenntnisse dazu, dass sich nordkoreanische Truppen in Russland aufhalten. "Wir gehen davon aus, dass Nordkorea zwischen Anfang und Mitte Oktober mindestens 3.000 Soldaten in den Osten Russlands verlegt hat", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in Washington, John Kirby, am Mittwoch.
Die Truppen seien per Schiff von Nordkorea nach Wladiwostok gereist und dann zu "mehreren russischen Militärausbildungsstätten im Osten Russlands, wo sie derzeit ausgebildet werden", fuhr Kirby fort. "Wir wissen noch nicht, ob diese Soldaten an der Seite des russischen Militärs in den Kampf ziehen werden", sagte er weiter. Wenn diese nordkoreanischen Soldaten aber beschlössen, "sich dem Kampf gegen die Ukraine anzuschließen, werden sie zu legitimen militärischen Zielen".
"Erhebliche Eskalation"
Kurz zuvor hatten auch die NATO und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die Anwesenheit nordkoreanischer Soldaten in Russland bestätigt. Austin sagte in einer von der Washington Post veröffentlichten Videoaufnahme, es "liegen uns Beweise vor, dass da nordkoreanische Soldaten sind, die (...) nach Russland gegangen sind". Was genau sie da täten, müsse abgewartet werden.
NATO-Sprecherin Farah Dakhlallah sagte in Brüssel, es gebe "Beweise" für die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland. Sollten diese Truppen für den Kampf in der Ukraine bestimmt sein, "würde dies eine erhebliche Eskalation der Unterstützung Nordkoreas für den illegalen Krieg Russlands bedeuten". Der Nordatlantikrat werde in Kürze über eine Reaktion beraten.
Russland schweigt
Russland verweigerte unterdessen jegliche Stellungnahme zu der Stationierung der nordkoreanischen Soldaten. "Wo sie sich befinden - bitte klären Sie das mit Pjöngjang", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf die Frage nach dem Verbleib der Truppen. Weiter sprach sie von einem "Medienhype".
Nordkorea hatte bisher alle Berichte über eine Entsendung seiner Soldaten nach Russland zurückgewiesen.
Österreich und andere westliche Länder protestierten gegen ein Eingreifen Nordkoreas in der Ukraine. Nordkoreas Botschafter sei am frühen Mittwochabend ins Ministerium zitiert worden, teilte das Außenministerium in Wien mit.
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